04 August 2009

Meditatives Stöckchenziehen

Am Donnerstag ist Vollmond. Ich habe michschon jetzt vollgerichtig der Völlerei anheim gegeben, meine Aubergine in all dem Olivenöl gebraten, das sie haben wollte, eine Familienportion "Andalusischer Traum" (Für Nichtvöllerer: Eis. Mit vielen Schokostückchen, Sherrysauce und Sahne. Njam.) zum Nachtisch verspeist; nach dem - kurzen - Training fand ein Omelett aus drei Eiern, Zucchini und sehr viel Käse den Weg in meinen Magen, und am Nachmittag schrie mein Körper nach Erdnussbutter und Honig. Hat er auch bekommen.

Da ich aufgrund des dauervollen Magens nicht laufen konnte (Örk.), bin ich stattdessen mit dem Fahrrad zur Arbeit gefahren. Ist ja besser als gar nichts. Dachte ich. Bis ich die ersten meditativen Stöckchenzieherinnen meines Lebens entdeckte.

Vorweg: Nordic Walking ist ein großartiger Sport! Ich finde es gut, dass ich die Nordic Walker trotz hoher Lautstärke meines iPod bereits in 500 m Entfernung akustisch wahrnehmen kann! Wo sonst kommt man in den Genuss, mitten im Wald statt dieser lästigen Naturgeräusche wie Vogelgezwitscher, Blätterrauschen oder - noch entsetzlicher - schlichter Ruhe ein mehr oder weniger rhythmisches "Klack-Klack-Klack" hören zu dürfen?

Also: Ich mag Menschen, die am Stock gehen. Sie sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, und 80% von ihnen zukünftige TeilnehmerInnen am Rehasport, weil ihnen niemand erklärt hat, wie man ein Stöckchen anatomisch korrekt mit sich führt.

Die beiden Damen, auf die ich heute nachmittag getroffen bin, haben sich dieser Gefahr nicht ausgesetzt. Zwar hatten sie Stöcker dabei, aber sie setzten diese so vorsichtig ab, als hätten sie Angst, sich bei zu großem Bewegungsradius ernsthaft zu verletzen. Meine Mutter ist mit Stockschirm und Einkaufswägelchen doppelt so schnell. Bergauf. Meine Mutter ist 86 Jahre alt. Diese beiden aber hätten, wenn nicht meine Töchter, so doch die sehr jungen Nichten sein können.

Alles in mir schrie danach, umzudrehen, ihnen die Stöcker zu entreissen, sie bei den Schultern zu packen und zu schütteln. Ihnen zu erklären: "Mädels, in dieser Geschwindigkeit werdet Ihr den Schrumpel nie los! Setzt Euch nicht dieser Hitze aus! Bleibt zuhause und esst Andalusischen Traum!"

Aber das wäre destruktiv gewesen. Sie wollten ja. Scheinbar. Sich bewegen. Keine Ahnung, wer ihnen gesagt hat, dass meditatives Stöckchenziehen Kalorien verbrennt.

Also trat ich weiter in die Pedale und kümmerte mich trotz deutlich höherer Geschwindigkeit ähnlich erfolglos um meinen eigenen Schrumpel.

Trotzdem - es ist mir ein Rätsel, wie man sich so langsam bewegen kann...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen