08 August 2009

Weltuntergang für Anfänger

Um mich herum geht gerade die Welt unter: Hagel, wolkenbruchartige Regenfälle, Blitz und Donner. Whausen verschwindet im Unwetter.
Und was machen die Töchter meiner Vermieter? Sie springen splitterfasernackt wie die wildgewordenen Kastenteufel durch den Garten.

Wenn das keinen Symbolcharakter hat: Ganz egal, wie das Wetter ist - Spaß haben kannst Du immer. Oder: Gleichgültig, wie dunkel der Himmel über Dir sein mag - mit etwas Phantasie wirst Du die hellen Flecken finden.


Jetzt sind sie wieder drin, die Vermieterstöchter. Ihre letzten Worte waren: "Boah, das ist ja arschkalt!" Recht haben sie. Aber ganz dahinten, direkt über der Kirchturmspitze des Nachbarortes kann ich ein Stückchen blauen Himmel erkennen.

Vorhin, beim Fahrradfahren, bin ich auch in einen Wolkenbruch geraten. Innerhalb kürzester Zeit hatte ich keinen trockenen Faden mehr am Körper. Mein erster Gedanke: "Ich brauche irgendwas zum Unterstellen." Der zweite: "Ich sollte wieder zurückfahren, sonst werde ich noch nasser."

Dann habe ich beschlossen, dass ich nicht nasser als pitschnass werden kann, die Sonnenbrille nach oben geschoben und die Zunge herausgestreckt. Frischer Regen schmeckt großartig.

Ich habe nicht mehr gedacht: "Sch...wetter!", sondern "Was für ein Wetter!" und bin mit Schwung durch jede Pfütze gefahren, die ich finden konnte.

Können Sie sich daran erinnern, als Sie klein waren und bei jeder Pfütze vor Freude laut kreischend die Beine hochgezogen haben?

Leben ist Unwetter. Ein warmer Sommertag. Federball mit dem Liebsten. Verzweifelte Tränen. Hoffnungslosigkeit. Blaue Flecken am wolkenverhangenen Himmel suchen und finden. Traurige Musik hören. Oder bei "Die perfekte Welle" laut mitsingen.

Leben ist. Das muss reichen.

Und es riecht unglaublich gut nach einem Unwetter.

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