24 Oktober 2009

Gedanken, leicht gealtert

26. September

Es ist unglaublich, in welcher Geschwindigkeit sich Worte entziehen können. Eben noch da, greifbar, der Anfang einer Geschichte vielleicht, zwei Sekunden später für immer im Meer der ungeschriebenen Wörter versunken.
Dunkel ist es, sternenlos, im Haus gegenüber brennt noch Licht. Eine gute Zeit zum Wörterfinden.

Meine Finger tasten über Tasten; Geschichten finden sie keine. Nicht heute Nacht. Ich habe genug erzählt heute abend.
Habe mich gefragt, warum es manchen Menschen so schwer fällt, alle Seiten des Lebens wertzuschätzen. Lustig ist großartig - es bringt uns zum Lachen, macht Spaß und später Muskelkater im Bauch. Doch Freude steckt auch in der Melancholie. Finde ich.

Was geschieht im Herzen der ZuhörerInnen, wenn die Person, die gerade noch so spaßig, ironisch und souverän war, mit dem nächsten Atemzug ihre Verletzlichkeit präsentiert? Wird es zu anstrengend? Was denkt es in Dir, liebes Publikum?
Denkt es: "Warum macht die das? Ich habe doch frei! Wochenende! Ich habe fünf Tage gearbeitet, um jetzt etwas zu leben! Ich will lachen, unbeschwert sein, nicht melancholisch!"

Will ich zuviel? Erwarte ich zuviel von meinen Gegenübern? Verlange ich zuviel, weil ich selbst soviel will?

Mein Herz singt manchmal besonders laut, wenn ich traurig bin. Traurigsein ist schön. Intensiv. Lachen auch.

Mein Herz singt, wenn ich vorlese. Es lacht, wenn der Saal lacht.

Aber muss es dabei immer komisch sein? Darf mein Herz auch lachen, wenn ich anderen einen Blick gewähre in eben dieses Herz? Darf es ohne Angst sein?

Oder ist es mutig, wenn es trotz der Angst auch die Traurigkeit (vor-)lebt?

Ich würde mein Herz gern verschenken.

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