21 Dezember 2009

Flirtliner V: Der Junggebliebene

Offensichtlich hat irgendwo Mitte zwanzig so ein diffuses Gefühl seinen Ursprung. Man ist nicht mehr jung genug für die Teenie-Disco und glaubt spätestens jetzt, überall und immer betonen zu müssen, "jung geblieben" zu sein.

Ich persönlich finde das eher er- oder abschreckend. Wenn mir ein Endzwanziger schreibt, er sei jung geblieben, habe ich vor meinem inneren Auge einen ernsten Postbeamten in Wollsocken und mit Schnauzbart, einem noch nicht abgezahlten Einfamilienhaus, Bauch und Brille.

Vor allem aber fühle ich mich auf einmal steinalt. Denn ich habe die Dreissig vor geraumer Weile überschritten, besitze noch immer kein Einfamilienhaus, am Verschwinden meines Bauches arbeite ich zwar, bin aber nicht immer guter Hoffnung, eine Brille brauche ich auch, setze sie aber nur beim Autofahren auf, wenn mich niemand sieht.
Andererseits: Wenn jemand, den ich adoptieren könnte, wenn ich denn wild auf mir die Haare vom Kopf fressende Langzeitstudenten wäre, sich als "jung geblieben" bezeichnet, was sagt das über sein Durchhaltevermögen aus? Ist er der All-Time-Winner beim Wettbewerb um den schnellsten Orgasmus? Muss ich ihn wiederbeleben, nachdem wir länger als 3 Minuten Sex hatten, weil seine junggebliebene Kondition nicht reicht? Ist er möglicherweise eine todbringende Mischung aus Antiquitätenhändler und Rückzieher? Einer, der mir sagt, er sei zu müde für mich?

Ich weiß nicht, was Sie tun, meine Damen - ich schreibe den Junggebliebenen eine freundliche Mail, an deren Ende ich den besten Rollator-Dealer im näheren Umkreis empfehle.

1 Kommentar: