Promille-Beckstein in Berlin
Zum Gluck hat er heute beim Oktoberfest vorm Roten Rathaus einen Chauffeur dabei
Berlin - Da hat er sich wirklich gewaltig verhoben! Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein und seine Bemerkung, dass man mit zwei Maß Bier im Kopf noch locker ans Steuer könne. Klar, dass da die Wogen sofort hochgingen, Verkehrsexperten, Kinderschützer und Drogenbeauftragte sprangen im Dreieck.Beckstein gab einsichtigkummervolle Erklärungen ab – und saß gleich darauf wieder im Flieger zum nächsten bierseligen Event: Die gestrige Eröffnung des Oktoberfestes vorm Roten Rathaus. Nirgendwo in Berlin wird mehr und lustvoller gesoffen als hier. Denn in diesem Zelt, das samt Kapelle, Dirndl-Bedienungen und Ochsenbraterei direkt aus München an die Spree verpflanzt wird, gibt’s in der Eröffnungsnacht für die geladenen Gäste traditionell alles umsonst.
Das sind die Polit-Honoratioren und Wirtschaftsbosse, die dazu eingeladen werden, von ihren anderen Empfängen zwar sowieso gewohnt, aber bei den Bayern herrscht zusätzlich Bierlaune, die die regelmäßig Prominenz erst ins Schunkeln und später ins Schwanken bringt. Eine Mischung aus Polit-Ballermann und preußischem Darkroom für Lederhosen-Träger, die mal so richtig die Kuh fliegen lassen wollen. Da ist es gut zu wissen, dass auch Berlins Taxifahrer sich immer auf diese Nacht freuen, denn selbst fährt wirklich fast keiner mehr. Und Beckstein ist zum Gluck für die Berliner in der Hauptstadt sowieso nur mit Chauffeur unterwegs.
Dieser Artikel findet sich im Berliner Kurier von heute, auf der Seite "berlinonline.de". Ja, und wo ist denn, bitteschön, das Problem? Saufen wir nicht alle ab und zu? (Die AA nehme ich jetzt mal aus, obwohl ich mir vorstellen könnte, dass auch unkontrollierter Kaffee- und Mineralwasserkonsum auf Dauer ungesund ist.)
Ich persönlich finde ja gar nicht problematisch, dass die Jungs und Mädels PolitikerInnen saufen - anders als mit heftigem Drogenkonsum ließen sich die Ergebnisse, die diverse Arbeitsgruppen des Bundestages erzielen, auch nicht erklären. Ich bin viel mehr über den Umstand gestolpert, dass sie das kostenlos tun dürfen. Macht sich da niemand Sorgen um die Unabhängigkeit der prassenden VolksvertreterInnen? Immerhin vertreten sie ja auch die "Menschen auf der Straße", die sich im wahrsten Sinne des Wortes dort befinden. Oder Arbeitssuchende, die dies wirklich mit Engagement tun und denen Fortbildungsmaßnahmen verweigert werden, die aber einen Zettel unterschreiben müssen, dass sie nötigenfalls auch zu Umzug oder Trennung bereit sind, um der ARGE nicht mehr auf der Tasche zu liegen.
Da ist es doch beruhigend, dass die Damen und Herren, die sich von dirndltragenden, eigens aus dem Bajuwarischen eingeflogenen strammen Maiden bedienen lassen, dies nicht auf Kosten des Wahlvolks tun, sondern sich von Sponsoren, Lobbyisten und anderen Wohlwollenden bezahlen lassen.
Mir ist jedenfalls ein besoffen in der Ecke liegender Politiker lieber als ein regierender - Ersterer kann wenigstens nichts falsch machen. Und Autofahren muss er auch nicht mehr, er hat ja einen Chauffeur. Oder einen Taxifahrer.
Also nehmen wir doch den Ausspruch von Herrn Beckstein nicht ganz so ernst. Was spricht gegen ein gepflegtes Maßwetttrinken, Flatratesaufen oder exzessive Weinproben? Denn es gibt nur eines, was besser für das Land ist als ein betrunkener Politiker: Unzurechnungsfähiges Wahlvolk. Die glauben nämlich jeden Scheiß, solange die Preise für Alkoholika nicht erhöht werden.
Prost!
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