29 Dezember 2008

Frösche und Prinzen

Ich habe ein Buch geschenkt bekommen: "Wenn Märchenprinzen lästig werden" heißt es und hat mir in Bus und Bahn schon viel Freude bereitet. Diese kleine Geschichte möchte ich Ihnen auf gar keinen Fall vorenthalten:

Eine Frau geht spazieren. Unterwegs trifft sie auf einen Frosch. Der springt auf und ab und quakt: "Küss mich, ich bin ein verzauberter Prinz! Wenn Du mich küsst, werde ich Dich heiraten, Dir von meinem Geld abgeben und dreimal am Tag Sex mit Dir haben." Die Frau steckt den Frosch in die Tasche und geht weiter.
"Hast Du mich nicht verstanden?" quakt der Frosch. "Ich bin ein verzauberter Prinz! Wenn Du mich küsst, werde ich Dich heiraten, mein Geld mit Dir teilen und dreimal am Tag Sex mit Dir haben."
"Ach, weißt Du," lächelt die Frau. "Einen sprechenden Frosch finde ich irgendwie spannender."

Nein, Silke, ich falle nicht in alte Emanzenattidüden zurück! (Obwohl die gar nicht so schlimm waren...)

Aber die Idee, nicht gleich alles zu knutschen, bloß weil es behauptet, etwas Großartiges ins eigene arme Leben zu tragen, ist vielleicht nicht schlecht. Erstens würde ich keinen Frosch küssen, bevor er mir nicht glaubhaft in Form von Kontoauszügen und der dazugehörigen Bankvollmacht bewiesen hat, dass er wirklich Geld hat und mir einen großen Teil davon abzugeben bereit ist. Zweitens halte ich die Ehe für die blödsinnigste Institution nach dem Verkehrsverbund Südniedersachsen. (Sie funktionieren beide nicht. 36% der Ehen werden wieder geschieden, und 50% der Busse, auf die ich warte, kommen nicht oder viel zu spät.) Drittens wäre mir die Beziehung zu einem Prinzen viel zu anstrengend, weil ich dann dauernd irgendwelche Paparazzi an den Hacken hätte. Viertens kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand, der sich über Kohle und gesellschaftlichen Status definiert, gut im Bett ist. Und fünftens hat ihn irgendjemand in einen Frosch verzaubert. Den hätte ich viel lieber. Bevor ich mich mit dem Unterlegenen abgebe, mache ich mich doch lieber auf die Suche nach dem Gewinner. Vielleicht ist es ja mein werdender Adoptivpapa, der Teufel? Oder er sieht viel besser aus als der prinzgewordene Frosch?

Aber das Beste wird wahrscheinlich sein, eventuell meinen Weg kreuzende sprechende Frösche links liegen zu lassen. Dieses glibberige Gefühl wird an den Fingern kleben - Wortgewalt hin oder her. Und spätestens bei der nächsten Froschwanderung wird er von einer schicken Kröte mitgenommen. Ich müsste nicht einmal ein schlechtes Gewissen wegen unterlassener Hilfeleistung haben.

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