09 Dezember 2008

Antizipation, Blödsinn und Busfahren

Heute ist einer der Tage, an denen ich einerseits das Bedürfnis verspüre, hochphilosophische Betrachtungen über die Welt, die darin befindlichen homo sapiens und das Wetter abzusondern. Das Problem liegt darin, dass in meinem Kopf drei Gedanken zuviel sind und sich boshaft weigern, einsortiert zu werden. Ich könnte darüber erzählen, dass ich mich heute dabei ertappt habe, mich einerseits über mangelhaften Arbeitseinsatz bzw. nicht geleistete Antizipation zu beschweren und andererseits einen Stepptanz auf meiner eigenen Nasenspitze ohne Blick für alles, was dahinter liegt, zu vollführen. Zugegeben gehört meine Nase eher zu den XL-Modellen, und es ist schwierig, irgendetwas dahinter zu erkennen. Ist aber keine Entschuldigung, fürchte ich. Man kann ja auch einfach still vor sich hin Blödsinn machen und anderen das gleiche Recht einräumen.

Ich könnte über die Busverbindungen zwischen Whausen und der großen, südniedersächsischen Metropole schreiben. Darüber, dass ich mich, von den Temperaturen abgesehen, in südliche Länder versetzt fühle. Aus Ägypten, Kreta und von den Kanaren kenne ich es, dass man sich an eine Bushaltestelle begibt, informationshalber den Fahrplan studiert und dann darauf wartet, dass der Bus, der vorgestern hätte abfahren sollen, anhält. Wenn man sich auskennt, hat man Proviant, ein Kissen und genügend Lesestoff dabei. Und notfalls ordentliche Wanderschuhe an, damit man laufen kann, wenn gar kein Bus kommt. Die Chancen stehen erfahrungsgemäß 70:30 für das Erscheinen des ÖPNV.
Wir sind mitten in Deutschland, dort, wo TollCollect erfunden, die erste Bibel gedruckt wurde und wo die preussische Pünktlichkeit allen anderen Tugenden vorauseilt.
Mag sein, dass das in Preussen funktioniert - in Whausen nicht! Normalerweise renne ich zehn Minuten vor Abfahrt aus dem Haus, laufe ca. 500 Meter zur Bushaltestelle, baue mich dort auf und warte. Manchmal kommt ein Bus. Manchmal nicht. Manchmal kommt ein Bus, und der Fahrer hält an der nächsten Tankstelle, lässt sein Gefährt bei laufendem Motor mitten auf der Landstraße stehen und befüllt den Reservekanister für seinen privaten Kleinwagen. Manchmal kommt der Bus genau dann, wenn ich gerade mit dem Fahrdienstleiter telefoniere und ihn zum wiederholten Male frage, wer denn die Zeit bezahlt, in der ich nicht arbeiten kann, weil ich auf den Bus warte. Ich bin sicher, der arme Mann bekommt mittlerweile hektische Flecken im Gesicht, wenn er meine Stimme hört. Die übrigens normalerweise angeblich hocherotisch klingt am Telefon, behauptet zumindest mein hochbegabter Ex-Mann. Und der muss es wissen, er ist Sänger und Stimm-Coach! Aber vielleicht leidet die Erotik nach 20 Minuten Arsch abfrieren, trippeln und ärgern.
Und manchmal, um den Faden wieder aufzunehmen, kommt der Bus überhaupt nicht, und der Fahrer ist über Funk auch nicht zu erreichen. Vielleicht tankt er dann gerade seinen Kleinwagen mit dem kurz zuvor während der Fahrt gezapften Benzin. Dann darf ich Taxifahren. Auf Kosten der Busgesellschaft. Genießen kann ich das allerdings nicht, weil ich ja schon so spät dran und deswegen hektisch bin. Und eigentlich mag ich auch den Taxifahrer nicht so, der immer kommt. Manchmal frage ich mich, ob er einen Deal mit der Busgesellschaft hat.

Soviel zum Busfahren. Fahrradfahren war schöner. Aber bald ist Frühling! Gleich nach Weihnachten geht es los, da bin ich sicher! Spätestens, wenn die Nikoläuse den Osterhasen weichen müssen (also ab dem 27.12.), dürfen wir uns auf Ostern freuen. Aber das ist ein anderer Gedanke, den ich verfolgen werde, wenn mir nichts Tiefergelegtes über den Weg fährt, ich keine Mitglieder einer studentischen Verbindung beim Laubkehren mit Handfeger und sehr kleinem Kehrblech beobachte und nicht an einen alten Freund denken muss, der sich von zwei geliehenen Schafen den Garten hat zuscheissen lassen, weil er zum Rasenmähen zu faul war.

Jetzt gehe ich besser ins Bett - mein Bus fährt morgen früh um 8:30, und ich muss spätestens um 4:00 an der Haltestelle bereitsstehen. Könnte ja sein, dass er früher abfährt!

Gute Nacht allerseits!

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