17 März 2009

Das Bett

Dies ist die Geschichte eines Bettes und seiner zwei Matratzen und Lattenroste. Es ist eine Geschichte voller Höhen und Tiefen, sie erzählt von Nähe und Distanz und dem verzweifelten Versuch zweier Menschen, zueinander zu finden.

Vor langer, langer Zeit kamen mein Liebster und ich in die unerquickliche Situation, sowohl über unsere Schlafzimmereinrichtung als auch unser Schlafverhalten nachdenken zu müssen. Die ältere Dame, die über uns wohnte, hatte dem etwas übergewichtigen Ehepaar, dessen Schlafzimmer sich über ihrem befand, ein neues Bett verordnet. Das alte quietsche, erklärte sie damals, und es sei völlig ausreichend, wenn der weibliche Ehepaarteil ähnliche Laute des Vergnügens von sich gäbe. (Die wir übrigens jeden Sonntagmorgen gegen 10.00 Uhr zu übertönen versuchten.)

Der Liebste und ich dachten nach, horchten am Ofenrohr, wenn der Wäschetrockner direkt unter unserem Schlafzimmer lief, um herauszufinden, wieviele Geräusche nach oben dringen könnten, und befanden, auch für uns sei es höchste Zeit für ein neues Bett. Zwar quietschten wir nicht; trotzdem waren wir in Sorge, dass unsere Nachbarin sich wie in einem Stundenhotel fühlen könnte, wenn es über ihr quietschte und unter ihr knatterte.

Wir beschlossen also, eine neue Schlafgelegenheit anzuschaffen. Größer sollte sie sein und mit zwei Matratzen, damit der Liebste nicht durch meine damaligen Raucherinnenhustenanfälle mitgeschaukelt werden würde. Weil unser Geld nicht für Bett, Matratzen und Lattenrost reichte, kauften wir nur das Gestell und bastelten den Rest aus unseren Jugendzimmer- und Beziehungsüberbleibseln selbst zusammen.

Heraus kam ein bunt zusammengewürfeltes Bett von 1,80 m Breite. Ich hatte noch einen alten Lattenrost aus meiner Jugendzeit in Mutters Keller gefunden und legte der Einfachheit halber so ein altes Federkerndings gleichen Alters darauf. Mein Liebster, der etwas empfindlicher war, entschied sich für den ausrangierten Lattenrost von Papa plus schicker, aber etwas zu langer Latexmatratze.
So hatten wir beide, was wir brauchten. Eigentlich.

Aufgrund der unterschiedlichen Höhen unserer Bettstätten lag ich ca. 5 - 1o cm höher als der Liebste. Das war nachts kein Problem; wir schliefen seit eh und je auf unseren äußersten Ecken des Bettes, aber morgens, beim ersten Kaffee im Bett, saß er immer sehr tief, und ich musste jedesmal kichern, wenn ich zu ihm hinuntersah.

Irgendwann zog ich aus. Das Bett blieb, zusammen mit dem Sorgerecht für Katzen und Zimmerpflanzen, zunächst beim Liebsten.

Eines Tages jedoch beschloss er, dringend ein neues haben zu wollen. Das alte Bett sollte zum Sperrmüll. Ich intervenierte, lieh mir vom aktuellen Liebsten einen Transporter und beförderte Bett samt Lattenrosten und Matratzen in meine neue Wohnung. Und lag diesmal tiefer als der aktuelle Liebste, weil ich mich für den teuren Lattenrost und die Latexmatratze entschieden hatte.

Die Liebsten kamen und gingen. Die unterschiedlichen Höhen blieben.

Ich habe häufig darüber nachgedacht, wie dieses Problem zu lösen sei. Erfolglos. Ich habe gerechnet, was mich eine 180-cm-Matratze mit Lattenrost kosten würde und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es nicht wirklich wichtig sei.

Beim letzten Bettbeziehen sprang mich eine geniale Idee an: Was wäre, wenn ich alten Lattenrost unter Latexmatratze und schicken Lattenrost unter altes Federkerndings lege?

Ich hatte Zeit, probierte es aus... et voilà!, das erste Mal seit sechs oder sieben Jahren hat mein Bett eine einheitliche Höhe!

Seitdem schlafe ich quer.

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