21 April 2009

Es zwitschert im Web

Bisher habe ich mich mit Twitter nicht auseinandergesetzt. Ich weiß ja auch nicht, was ein RSS-Feed ist und habe kein iPhone.
Natürlich fiel mir auf, dass ich beim Eintragen meiner Läufe auf jogmap.de jedesmal gefragt werde, ob ich den aktuellen twittern möchte. "Naja", sagte ich mir, "Wenn's der Community nützt..." und habe auf den "Twittern-Button" gedrückt. Ehrlich gesagt: Gedacht habe ich mir nichts dabei.

Vor ein paar Tagen nun stieß ich beim Checken meiner E-Mails auf den folgenden GMX-Artikel: "Gus & Penny bei Twitter". Auf dem dazugehörigen Foto waren zwei puschelige Katzen zu sehen.
Als großer Katzenfan und ehemalige Dosenöffnerin für mehrere dieser pelzigen Schnorrer klickte ich darauf und erfuhr, dass das amerikanische Herrchen von Gus und Penny im Hauptberuf Programmierer ist und im Nebenberuf eine Katzenklappe gebaut hat, um zu verhindern, dass die Nachbarskatzen Gus und Penny das Futter wegfressen. Diese Klappe geht nur dann auf und zu, wenn die beiden mit einem signalaussendenden Halsband in die Nähe der Klappe kommen. Gleichzeitig macht eine direkt daneben installierte Kamera Bilder von den hinein- und hinauslaufenden Katzen.
Mit einem weiteren Klick landete ich bei Twitter. Und erfuhr minutiös, wann die Katzen nach draussen gehen, wieder hineinkommen, kotzen, fressen, schlafen.

Was Katzen betrifft, mag ja so ein Twittern noch recht amüsant sein. Aber interessiert es mich wirklich, ob Ashton Kutcher mehr Leser hat als CNN und seine Angetraute Demi Moore ebenfalls wie besessen twittert?

Wollte ich ebenfalls twittern, müsste ich mich wesentlich kürzer fassen und die meiste freie Zeit am PC verbringen, um Sie von meinem Tagewerk zu unterrichten.

Zum aktuellen Zeitpunkt hätte ich folgendes getwittert:

5.45 Der Wecker klingelt. Ist mir egal.
5.55 Der Wecker klingelt wieder. Ist mir immer noch egal.
6.05 Der Wecker klingelt. Ich bleibe noch liegen.
usw.
usw.
usw. bis:
6.45 Der Wecker klingelt. Ich stehe auf.
6.50 Ich setze Kaffeewasser auf.
6.55 Wollen Sie nicht wissen.
7.02 Ich sitze kaffeetrinkenderweise am PC.
7.20 Ich spiele Gold Rush.
7.45 Ich spiele Mah Jongg.
8.01 Ich logge mich bei "Randbemerkungen" ein.
8.03 Ich mache mir noch einen Kaffee.
8.07 Wollen Sie auch nicht wissen.
usw.
usw.
usw. bis jetzt.

Hm. Ich bleibe lieber beim Bloggen. Da bin ich nach ein paar Minuten fertig, habe Sie ebenfalls umfassend über meinen aktuellen Gemütszustand informiert und muss Ihnen nicht die Farbe meiner Badezimmerkacheln beschreiben.

Ernsthaft: Interessiert Sie, was die Leute so herumzwitschern?
Oder anders: Worüber würden Sie sich mit jemandem unterhalten, der nahezu ausschließlich damit beschäftigt ist, der Welt in Schriftform mitzuteilen, wann er scheißt?

Für den Fall, dass es Sie interessiert: Ich gehe jetzt putzen. Und danach werde ich mich mit echtem Zwitschern auseinandersetzen. Dem der vielen Vögel draußen. (Für besessene Twitterer: Das sind die gefiederten Biester, die vor Ihrem Fenster herumfliegen und schon um 5.00 in der Frühe herumbrüllen.)

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