13 Mai 2009

Wenn ich immer ich bin, wer bist dann Du?

Es heisst ja, dass immer dann, wenn ich eine schlechte Eigenschaft in einem anderen Menschen erkenne, ich eigentlich meine eigenen Fehler sehe.

Wenn ich Dich anschaue und feststelle, dass Du nichts weiter bist als eine Laus in meinem Pelz, muss ich mich kratzen, nicht Du Dich. Du bist ja die Laus. Läuse juckt nichts.

Wenn ich Dir später sage, wer Du bist,
sage ich Dir im Grunde gar nichts, sondern rede nur über mich. Denn immer, wenn ich Dich erkannt zu haben glaube, schaue ich nur in einen Spiegel.

So habe ich eines Tages herausgefunden, dass Du ein fieser Egoist bist. Bin ich jetzt der Egoist, oder bist Du es?
Später sah ich Dir ins Gesicht und erkannte Verdruss - hatte ich schlechte Laune, oder war es Deine?

Genau betrachtet halte ich Dich für ein echtes Arschloch. Dich? Wirklich? Oder doch mich?

Bin ich? Oder habe ich? Nein,
Du hast!

Und falls ich beschließe, mich von all dem zu befreien: Bist Du tot, wenn ich Dir die Kehle durchschneide, oder ist es mein eigenes Blut, dass da in fremdem Rhythmus meinen Spiegel erröten lässt?

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