18 September 2009

Sehr langer Lauf

Es ist schon erstaunlich, welche Gedanken auf 20 Kilometern durch den Kopf schießen, sich dort festkrallen oder ihn rasch wieder verlassen. Meist sind sie unsortiert, und leider vergesse ich oft die Ideen, die mir beim Laufen kommen. Allerdings gehe ich davon aus, dass die guten zurückkehren und die anderen sich irgendwo im Universum mit ihresgleichen vereinigen. Oder auf dem Friedhof der verlassenen Gedanken enden, wo sie irgendwann wiederbelebt und in einen neuen Kopf gesetzt werden. (Um Fragen vorzubeugen: Es geht mir gut. Ich bin ausgeschlafen und klar im Kopf und überall sonst.)

Ich lasse ein paar unsortierte Gedanken hier; vielleicht gefällt Ihnen ja der eine oder andere. Dann nehmen Sie ihn gern mit. Sie dürfen ihn auch umdenken. Falls Sie Blödsinn oder Banalitäten wahrnehmen: Ignorieren und liegenlassen. Man muss nicht jeden Mist mit sich herumschleppen, bloß weil er kostenlos war.

Was ist das schön, auf gerader Strecke zu laufen!
Warm isses.
Puls ist gut.
Ich muss noch zur Post.
In zwei Wochen ist schon der Halbmarathon.
Wo will ich meinen ersten Marathon laufen?
Spätsommer ist irgendwie angenehmer als heisser Sommer.
Werde ich alt?
Nö.
Arschloch! Erschrick mich nicht so! (Ein Auto ist viel zu dicht an mir vorbeigefahren.)
Die Farben sind wunderschön!
Weiches Licht, Hagebutten, die Blätter färben sich. Irgendwann die Woche werde ich sammeln gehen für die Herbstdeko.
Ob mir die Vermieterstöchter ein paar Kastanien mitbringen?
Arbeiten macht Spaß.
Bin gerade für alles mögliche dankbar: Himmel, Sonne, Farben, Spätsommer, Laufen. Es grinst in mir vor Freude.
Was gucken die so komisch? (Dann fiel mir ein, dass ich pinke Kompressionsstrümpfe trage und das für den Durchschnittsmenschen seltsam aussehen mag.)
Ich kann im Stehen pinkeln!
Mit Blick auf die Leine (ein Flüsschen) macht das direkt Spaß.
Hoffentlich kommt jetzt keiner. (Ich singe laut "Father & Son" von Cat Stevens mit.) Ist aber auch egal.
Erstaunlich, wie schnell ich wieder angekommen bin. Aber schön. Irgendwie ist alles schön.
Ob ich nachher noch meinen Kurs schaffe? Was esse ich bloß? Boah, habe ich Hunger!
Mein rechtes Bein ist schwerer als mein linkes.
Robert Betz spukt in meinem Kopf herum. Ist eine eindringliche Vorstellung, dass alles, was es in mir denkt, auch geschieht. Denn wenn ich Schönes denke, geschieht das ja auch. Gefreut hätte ich mich heute sowieso, aber mit der Vorstellung, dass Freude sich selbst verstärkt, macht das noch mehr Spaß.
Eine Radfahrerin. Boah, die weicht aus und lächelt! Sofort zurücklächeln! Hoffentlich hat sie das noch gesehen - bin ja ziemlich martialisch unterwegs mit Kopftuch und dicker, schwarzer Sportbrille.
Lauf mal ein bisschen lockerer! Arme entspannen!
Nur noch ein paar Kilometer.
Laufen ist das Schönste, was man tun kann. Jedenfalls meistens.
Aua.

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