24 Januar 2010

Stiller (?) Lauf

Heute habe ich Stille gesucht beim Laufen. Ich wollte mich denken hören. Also iPod aus und gehorcht. Mein Atem sagte: "Scheisskalt, warum hast Du kein Tuch vor dem Mund, und was soll der Blödsinn überhaupt?" Mein Ohr konnte keine Stille hören. Links die Bundesstraße und entfernungsbedingtes Summen der Autos, rechts die ICE-Trasse mit dem Gebrüll der Züge; über mir schien es noch ein paar Flugzeuge zu geben, die ebenfalls geräuschvoll ihre Bahn zogen.

Also nichts mit Stille?

Doch. Aber anders.

Zwischen all diesen technischen Geräuschen war auf einmal der Schrei eines Raubvogels zu hören, das Krächzen der Raben, die ich mit meinem lauten Atem aufgescheucht zu haben schien, das Zwitschern einiger Vögel, die Robert Betz und Byron Katie gehört haben mussten und wild entschlossen waren, trotz dieser Arschkälte gut drauf zu sein. Arschkälte ist nämlich die Angelegenheit Gottes, des Schicksals oder desjenigen, den wir für zuständig erklären. Jedenfalls ist es nicht
meine.

Gefroren habe ich trotzdem. Und irgendwie hat es auch nicht soviel Spaß gemacht wie im Sommer mit Laufrock und pinken Kompressionssocken.

Welche Gedanken habe ich gehört in der nichtvorhanden Stille? Gute Wünsche habe ich verschickt für Menschen, die mir nahe stehen, geflucht habe ich über den Ostwind, an die Arbeit gedacht, an das, was ich gerade schreibe und an das, was ich später essen werde. Und es hat in mir abgewogen, ob Whisky und Kaffee oder Bier in der Badewanne die bessere Erkältungsprophylaxe sind. Es hat sich für Bier in der Badewanne entschieden. (Ich hatte keine Lust, Kaffee zu kochen.)

Fazit: Es war nicht still. Ich war froh, als ich fertiggelaufen hatte. Und stolz, überhaupt losgelaufen zu sein. Krombacher in der Badewanne nach einem Schnatterlauf ist lecker. Und garantiert gesund.

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