Zuviele Nachrufe für ein Jahr, finde ich. Doch dieser sehr besondere Mensch hat einen besonderen Nachruf verdient.
Die Fakten: Er ist 81 Jahre alt geworden, besaß und nutzte iPhone und PC, ging regelmäßig ins Fitnessstudio, hat in Gemeinschaftsproduktion mit seiner Frau einen wunderbaren Sohn in die Welt gesetzt, und der gebürtige Hamburger war ihm deutlich anzuhören. Widder war er, ein klassischer, einer von der polternden Sorte.
Jeder Mensch produziert in seinem Leben Geschichten, Anekdoten, Sinnsprüche. Mir ist eine Situation im Gedächtnis geblieben, in der ich ihn am liebsten geknutscht hätte, weil er in widdernder, kaufmännischer Kurzform ausgedrückt hat, was ich in diesem Moment dachte. Denken Sie sich zwei Künstler, nämlich einen Maler und einen Pianisten mit einem gemeinsamen Auftritt: Konzertmalerei. Der eine improvisierte am Klavier, der andere bemalte dazu eine riesige Leinwand. Nach ca. zwei Stunden waren sie fertig.
Im Anschluss besuchte man mit den näheren Freunden und Angehörigen ein Lokal. Dort wurde der Auftritt noch einmal besprochen. "Ich habe genau gehört, als Du Blau gespielt hast!" säuselte der Maler, angehimmelt von einigen mitgebrachten Groupies in den Wechseljahren. "Nein, ich sah Violett, während ich spielte!" antwortete der Pianist.
Die Zuhörer schwiegen ehrfurchtsvoll. Nur der Papa des Pianisten trommelte mit einer Hand auf der Tischdecke, die Augen gen Zimmerdecke gerichtet.
Eine Weile ging der Austausch weiter. Man hatte Grün gehört, während Gelb gespielt wurde, man hatte Oscar Peterson im Ohr, während der Maler Cole Porter empfand.
Der Papa des Pianisten trommelte lauter. Ich sah ihm an, dass er GENAU JETZT etwas sagen musste. Und das tat er: "Das ist ja alles ganz großartig. Aber was ist denn finanziell dabei herausgekommen?" war seine Frage.
Pianist, Maler und Malergroupies schwiegen.
Lieber Wolfgang, falls Du Dein iPhone mitgenommen hast: Für diese Unterbrechung künstlerischer Selbstbeweihräucherung werde ich Dir ewig dankbar sein!
Das Leben schenkt Momente, Zeit mit den Lieben. Wir hatten einen harmonischen, gemeinsamen Sommernachmittag, begleitet von Deinem kühlen, erfrischenden Humor.
Ich bin dankbar für diese Zeit, dafür, dass Du mir in vielen Dingen Vorbild bist und für die Seelenverwandschaft zwischen Widdern, die ich im Zusammensein mit Dir immer sehr deutlich gespürt habe.
Ein großartiger Mensch ist fort. Doch wer in unseren Herzen lebt, ist nicht tot. Er ist nur fern. Tot ist, wer vergessen wird. Du wirst nicht vergessen werden. (Den Mittelteil habe ich von Kant geklaut, nur für den Fall, dass Du da, wo Du bist, googeln kannst.)
Die Fakten: Er ist 81 Jahre alt geworden, besaß und nutzte iPhone und PC, ging regelmäßig ins Fitnessstudio, hat in Gemeinschaftsproduktion mit seiner Frau einen wunderbaren Sohn in die Welt gesetzt, und der gebürtige Hamburger war ihm deutlich anzuhören. Widder war er, ein klassischer, einer von der polternden Sorte.
Jeder Mensch produziert in seinem Leben Geschichten, Anekdoten, Sinnsprüche. Mir ist eine Situation im Gedächtnis geblieben, in der ich ihn am liebsten geknutscht hätte, weil er in widdernder, kaufmännischer Kurzform ausgedrückt hat, was ich in diesem Moment dachte. Denken Sie sich zwei Künstler, nämlich einen Maler und einen Pianisten mit einem gemeinsamen Auftritt: Konzertmalerei. Der eine improvisierte am Klavier, der andere bemalte dazu eine riesige Leinwand. Nach ca. zwei Stunden waren sie fertig.
Im Anschluss besuchte man mit den näheren Freunden und Angehörigen ein Lokal. Dort wurde der Auftritt noch einmal besprochen. "Ich habe genau gehört, als Du Blau gespielt hast!" säuselte der Maler, angehimmelt von einigen mitgebrachten Groupies in den Wechseljahren. "Nein, ich sah Violett, während ich spielte!" antwortete der Pianist.
Die Zuhörer schwiegen ehrfurchtsvoll. Nur der Papa des Pianisten trommelte mit einer Hand auf der Tischdecke, die Augen gen Zimmerdecke gerichtet.
Eine Weile ging der Austausch weiter. Man hatte Grün gehört, während Gelb gespielt wurde, man hatte Oscar Peterson im Ohr, während der Maler Cole Porter empfand.
Der Papa des Pianisten trommelte lauter. Ich sah ihm an, dass er GENAU JETZT etwas sagen musste. Und das tat er: "Das ist ja alles ganz großartig. Aber was ist denn finanziell dabei herausgekommen?" war seine Frage.
Pianist, Maler und Malergroupies schwiegen.
Lieber Wolfgang, falls Du Dein iPhone mitgenommen hast: Für diese Unterbrechung künstlerischer Selbstbeweihräucherung werde ich Dir ewig dankbar sein!
Das Leben schenkt Momente, Zeit mit den Lieben. Wir hatten einen harmonischen, gemeinsamen Sommernachmittag, begleitet von Deinem kühlen, erfrischenden Humor.
Ich bin dankbar für diese Zeit, dafür, dass Du mir in vielen Dingen Vorbild bist und für die Seelenverwandschaft zwischen Widdern, die ich im Zusammensein mit Dir immer sehr deutlich gespürt habe.
Ein großartiger Mensch ist fort. Doch wer in unseren Herzen lebt, ist nicht tot. Er ist nur fern. Tot ist, wer vergessen wird. Du wirst nicht vergessen werden. (Den Mittelteil habe ich von Kant geklaut, nur für den Fall, dass Du da, wo Du bist, googeln kannst.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen