24 April 2012

Traumgeburt

Wenn ein Traum zu Grabe getragen wurde, wenn es einen Ort im Herzen gibt, an dem er für immer ruhen darf, und wenn Frieden sein kann mit allen Beteiligten, ist es an der Zeit für einen neuen Traum.

Es gibt Träume vom Eigenheim, einem riesigen SUV Turbodiesel, von beruflicher Karriere, vielleicht dem Tierasyl auf Kreta, einem schönen Körper oder dem Menschen fürs Leben. Die meine ich nicht.

Ich habe mich gefragt, was fehlen würde, wenn ich heute einen vor mir fahrenden Colalaster ramme und noch ein paar Minuten Zeit habe, bevor der Notarzt den Transport in die Pathologie veranlasst. (Keine Sorge, ich fahre heute eine andere Strecke als der Colalaster!)
Ordnung würde mir fehlen. Es gibt sehr viele Menschen, für die ich etwas fühle oder über die ich etwas denke, ohne es ihnen gesagt zu haben. Menschen, die ich verlassen habe, ohne ihnen zu danken für Unterstützung in schwerer Zeit und den bedingungslosen Glauben an mich und all meine Talente, Menschen, die mich auf meinem Weg für eine Zeit begleitet haben und die vielleicht nicht wissen, wie wichtig und wertvoll sie für mich waren, andere Menschen, mit denen ich gestritten habe, ohne die Wertschätzung für sie zu verlieren, oder die ich einfach nicht mochte, ohne dass sie dafür etwas konnten,  Menschen, die mir auf den ersten Blick Unrecht getan haben mögen, mich dadurch aber von einem Weg abgebracht haben, der nicht mehr gut war für mich. Meiner Mutter habe ich in letzter Zeit nicht gedankt. Das muss ich dringend nachholen, jeden Tag, sie ist etwas vergesslich inzwischen.
Und dann sind da viele Menschen, denen ich zwar nichts mehr zu sagen habe, auf die ich immer noch stinksauer bin, mit denen ich aber gern Frieden hätte.

Diese Art von Ordnung ist mein Traum. Ich möchte meine Gefühle mitgeteilt haben, bevor das vielleicht nicht mehr geht, und mit den Gefühlen, die ich nicht teilen will, meinen Frieden machen. Und das möchte ich nicht nur denen gegenüber tun, die mich in der Vergangenheit begleitet haben, sondern für die Zukunft beibehalten. Statt "Ordnung" könnte ich es auch "Ehrlichkeit" oder "Authentizität" nennen.
Ich werde also ein paar Briefe schreiben und einige Gespräche führen. Ein kluger Mensch hat mir einmal gesagt, dass alle Vorhaben, für die man nicht innerhalb von 24 Stunden etwas tut, schnell wieder vergessen werden. 

Und natürlich will ich ein privates Tierasyl auf Kreta, einen dicken, fetten SUV, mit dem ich den Colalaster von der Straße schieben kann (und die Mama von Marlene gleich mit), berufliche Karriere, einen schönen Körper, den Hund fürs Leben und je ein Haus auf Kreta und eines in Whausen!

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