01 Mai 2012

Der versprochene melancholische Teil, der eigentlich später kommen soll.

... daher bitte diese Warnung unbedingt vor dem Lesen lesen!! Wenn Sie gerade melancholisch und nicht daran interessiert sind, diesen Zustand zu vertiefen, vor Liebeskummer ohnehin schon den ganzen Tag ihre Sofakissen vollgeheult haben oder einfach eher in der Stimmung für "irgendwas Normales" sind, lesen Sie diesen Text bitte auf gar keinen Fall! Fangen Sie gleich mit "Tag 70. Damp." an. Der ist zwar auch weit von einer literarischen Großtat entfernt, wird Ihren Gemütszustand aber sehr wahrscheinlich nicht nennenswert beeinflussen. Allenfalls werden Sie denken, dass alles gar nicht so schlimm ist.

Wenn Sie aber jetzt etwas Melancholisches lesen wollen, lesen Sie gern weiter - ich freue mich, obwohl ich jetzt erst einmal an die eine oder andere unglückliche Liebe denken muss, um mich wieder in die richtige Stimmung zu bringen. Das ist aber nicht so schwierig; neben allen anderen Vorteilen (Platz im Bett, kein nerviges Gewarte auf etwas, das nie passiert, erotische Kurzgeschichten im Kopf statt spätestens nach 6 Wochen Verliebtheit "Das machen wir jetzt immer so!"-Sex; naja, wenn Sie ein Paarbestandteil sind, muss ich Ihnen ja nichts erzählen!) bin ich auch deshalb Single, weil ich dieses alberne Geheule ins Sofakissen satt hatte. Jetzt heule ich nur noch bei Titanic, Vom Winde verweht, Rocky, Grüne Tomaten, Fackeln im Sturm...

Okay, ich habe gerade an meinen Ex gedacht - los geht's!

Traurigkeit, nicht wegen dem Anderen, sondern für sich selbst. Den Glauben daran, dass ein gemeinsames Leben irgendwann einmal möglich sein wird, wenn die Arbeit an der Beziehung nur hart genug ist, zu verabschieden, das ist es, was traurig macht. Oder die Vorstellung, dass es so etwas wie ein immerwährendes Glück, eine echte Verbindung möglicherweise gar nicht gibt, sondern immer nur eine bestmögliche Alternative. Dass unsere Suche bei  einem anderen Bettler endet, dem wir die leeren Taschen zeigen dürfen, um sie dann mit Familienfeiern, gemeinsamen Urlauben, Samstagseinkäufen und Sonntagsbrunch mit Freunden zu füllen.

Doch die Zeit, die vergeht, ohne einen anderen Menschen vermeintlich zu brauchen, ist wie die Zeit ohne Zigaretten oder Alkohol, nachdem man jahre- oder jahrzehntelang geraucht und/oder getrunken hat: Mit jedem Tag wächst die Sicherheit. Und so, wie ein Ex-Raucher nach einigen Jahren zurückblickt und sich nicht mehr vorstellen kann, jemals geraucht zu haben, wird der Tag kommen, an dem es endlich Sicherheit gibt im Umgang mit sich selbst und an dem die Liebe nicht mehr außerhalb gesucht werden muss. 
Dann kann vielleicht auch ein Partner geliebt - nicht gebraucht - werden. Bis dahin ist die Entdeckung der Liebe zu allem, was ist, die größte Lebensbereicherung.


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