22 Oktober 2016

Trauma. Birkenrinde. Lutscher. Früchtetee. Karma. Melancholie.Tannenbaum. Chiasamenpudding.

Sie schicken mir ja keine Wörter... Muss ich mir eben eigene ausdenken. Das macht fast genausoviel Spaß, denn die springen mich einfach so an. Ich glaube, das sind Gehirngeschenke.

Eberhardt litt unter einem alten Trauma. Als er klein war, musste er immer literweise Früchtetee trinken. Seine Mutter war der festen Überzeugung, der würde billiger rote Bäckchen machen und gegen Erkältungen abhärten als dieser Rotbäckchensaft, den es in der Drogerie gab. Außerdem fand Mama das Kind auf der Flasche hässlich.
Das war Eberhardt auch, aber die eigenen Kinder sind ja immer die schönsten...
Während Eberhardt also mit Todesverachtung an seinem Früchtetee nippte, dachte er an schöne, zuckrige, bunte Lutscher. Aber die durfte er nicht. Jetzt, Jahre später, wusste er, dass sein Karma ihm ganz schön übel mitgespielt hatte. Wahrscheinlich war er in einem früheren Leben ein fetter, gieriger Priester gewesen, der seinen Gemeindeschäflein die karge Ernte wegfraß und nur denen Absolution erteilte, die ihm jeden Tag einen Kapaun und Fasan herbeischleppten. Dreckskarma...
Erneut wurde Eberhardt von Melancholie überfallen. Nachdem er dem Früchtetee seiner Mutter endlich entkommen war, hatte es ihn in die Arme einer veganen Sozialpädagogin getrieben. Während er sich von ganzem Herzen einen McDonalds-Gutschein unter dem Tannenbaum wünschte, würde sie ihm wohl wieder einen selbstgestrickten Norwegerpullover schenken. Dazu gab es wie jedes Jahr einen grünen Smoothie mit Birkenrinde und zum Nachtisch Chiasamenpudding.
In diesem Moment beschloss Eberhardt, sein Schicksal von nun an selbst in die Hand zu nehmen. Er erhob sich, verließ das Haus, begab sich auf direktem Weg zum nächstgelegenen Baumarkt und erstand eine Kettensäge.

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