Das hatte ich Ihnen ja gestern versprochen. Und allein die Vorstellung, dass ich all die zahlenden Störenfriede gestern in meiner Phantasie um die Ecke gebracht habe, hat zu verhältnismäßig schnellem Beruhigen geführt. Jetzt bin ich wieder der kleine, freundliche Sonnenschein, als den Sie mich kennen.
Und damit Sie sich morgen auf etwas freuen können, gibt es heute nur die erste Hälfte des Alphabets.
Amateure: Das sind Menschen, die noch nie in der Sauna waren und die gern einmal im Badeanzug für exakt drei Minuten auf der untersten Bank sitzen und dann, kurz vor dem Kollabieren, fluchtartig das Schwitzerlebnis abbrechen. Sie wissen nicht, dass man in der Sauna die Klappe hält, kichern unausgesetzt, wenn sie weiblichen Geschlechts sind und versuchen verzweifelt, cool zu gucken, wenn es männliche Menschen sind.
Badenixen: Hier handelt es sich um Frauen bis ca. 45 Jahre. Sie betreten den Saunabereich grundsätzlich nicht ungeschminkt und führen einen Kosmetikkoffer von der Größe eines Studentenappartements mit sich. Sie tragen je nach Figur Bikini oder Einteiler, farblich dazu passend haben sie Bademantel, Handtuch und Badeschlappen dabei. Wobei die Badenixe keine Schlappen trägt, sondern stylische Flipflops.
Charakterdarsteller: Das sind in der Regel Männer. Sie artikulieren sich auf das Sorgfältigste, achten darauf, auch im Ruheraum gut verstanden zu werden und gehen nicht, sondern schreiten dem Anlass entsprechend. Beim Aufguss sitzen sie aufrecht und ertragen die Schwitzerei in perfekter Haltung.
Dumpfbacken: Entgegen der Annahme, dass hier die klassisch-blöde Blondine gemeint sein könnte, ist von Blödmännern die Rede. Sie sind strotzdoof, haben immer eine Meinung und niemals Argumente, sind aber laut genug, um ihren Schwachsinn auf mehreren Quadratmetern auszubreiten. In der Mentalsauna sprechen sie gern über Politik oder die Börse. Einige von ihnen halten Adenauer für einen Präsidenten der Weimarer Republik und wählen die AfD, "weil man ja wohl noch seine Meinung sagen darf".
Eltern: Gehören nur in die Sauna, wenn sie ihre Brut entweder in Ruhe schwitzen lassen und selber die Klappe halten können, den lieben Kleinen die Saunaregeln bereits zuhause erklärt haben oder am besten gleich ohne den Nachwuchs angereist sind.
Frauengruppen: Haben in der Sauna überhaupt nichts zu suchen. Die wollen nur quatschen, Rezepte austauschen, blöde rumkichern und Kaffee trinken. Das können sie auch woanders.
Glamourgirls: Sozusagen die jugendliche Variante der "Badenixen", ebenfalls geschminkt und aufgebrezelt, lassen überall Haare herumliegen, machen bei jeder Gelegenheit Selfies und scheißen den Bademeister an, wenn er sie auf das Handyverbot hinweist.
Hanswurste: Die Deppen an ihrer Seite. Schleppen die Saunatasche hinter ihr her, während sie den bestmöglichen Liegeplatz sucht, reichen ihr die Handtücher zu, öffnen die Mineralwasserflasche für sie und sind überhaupt extrem dienstbeflissen. Wenn man die beiden beobachtet, kommt man unweigerlich zu der Überzeugung, dass sie immer oben liegt und er überhaupt keine Ahnung hat, wie die Handtücher in die Saunatasche gekommen sind.
Ignoranten: Denen ist einfach alles scheißegal, was mit elementaren Höflichkeits- oder sonstigen Regeln zu tun hat. Sie reden im Ruheraum, haben nur ein Läppchen dabei, auf das gerade mal der Hintern passt, trinken Bier aus mitgebrachten Flaschen und essen Leberwurstbrote in der Salzgrotte. Auch die Saunameister haben längst aufgegeben, diese Jungs mittleren Alters zu erziehen.
Jäger und Sammler: Sie sind der festen Überzeugung, dass alles, was sie in die Hand nehmen, ab sofort ihnen gehört. Am Obstkörbchen sind sie die Ersten und gehen nicht weg, bevor sie sich nicht richtig an den Orangenschnitzchen und Apfelstückchen sattgegessen haben. Nackenrollen und herumliegende Kissen wandern ohne Federlesens sofort in die Saunatasche - man hat ja schließlich Eintritt bezahlt. Kurz vor dem Aufguss drängeln sie sich noch rasch an den Eintretenden vorbei, um bessere Plätze zu ergattern.
Klugscheißer: Erklären ihrer Begleitung die Welt und das Prinzip des Saunierens. Laut. Meckern andere Besucher an, die sich ihrer Meinung nach nicht regelkonform verhalten. Erklären dem Saunameister nach dem Aufguss, dass der letzte Wedler in der hinteren linken Ecke aber schon ein bisschen zaghaft war. Berichten am Ausgang, wo sie überall Staubmäuse gefunden haben und dass die Putzfrau das Salz vom 20.00-Aufguss wieder nicht ordentlich weggeputzt hat.
Die Fortsetzung folgt morgen. Mein Tipp für heute: Gehen Sie nur in die Sauna, wenn Sie zu einer der vorgenannten Personengruppen gehören. Alle anderen sollten warten, bis es wieder ruhiger wird und das Weihnachtsgeld ausgegeben ist.
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