Exkurs: Radfahrer

Radfahrer sind der natürliche Feind des Autofahrers, Fußgängers oder Hundehalters, ganz besonders, wenn es sich dabei um ökologische Überzeugungstäter oder Rennradfahrer handelt. Erstere sind der Überzeugung, mit ihrem Tun die Welt zu retten und haben deswegen grundsätzlich Vorfahrt und Recht, letztere halten sich für die gummibehoste Krone der Schöpfung, die in ihren schlimmstenfalls magenta- und bestenfalls neonfarbenen Werbetrikots Anspruch auf die gesamte Breite des Radweges haben.
Die radfahrende Ökofraktion findet sich gern auf schmalen Straßen und hält den gesamten Verkehr auf, weil sie die hinter sich fahrenden Autos wegen der Unmöglichkeit zu überholen zu Tempo 20 zwingt. Man hätte eigentlich genügend Zeit, das Auto anzuhalten, auszusteigen, den Betreffenden am politisch korrekt hergestellten Hemdzipfel zu greifen und sich als einer der anderen geschätzten sechs Milliarden Erdbewohner vorzustellen.
Das geht beim Rennradfahrer nicht. Wenn der seinen Überholvorgang beendet hat, ist man erst einmal in Atemnot, weil man sich so erschreckt hat über den Minimalabstand, mit dem er vorbeigerast ist, muss die Hunde beruhigen und sich selbst und schimpft deshalb ins Leere. Hätte man jetzt ein altes Damenrad, käme man wahrscheinlich problemlos hinterher und könnte ihn von seinem Gefährt schubsen; die Herren fahren in der Regel einen nicht unbeachtlichen Bauchansatz mit sich herum, und bisher ist es mir fast immer gelungen, mindestens zwei Rennradfahrer pro Stunde bei meinen eigenen Fahrten mit dem Mountainbike zu verblasen. 

Hier scheint zu gelten: Je teurer der fahrbare Untersatz und je größer die Überzeugung, mit seinem Tun einen wertvollen Beitrag zum Weltfrieden zu leisten, desto rücksichtsloser die Fahrweise. Denn alle Menschen, die das Leben ein bisschen gemütlicher angehen, sind Störfaktoren, die es zurechtzuweisen gilt, und der Weltfrieden ist woanders.