03 Juni 2017

Nicht geschimpft ist Lob genug.

Das scheinen die meisten Arbeitgeber, waldorfungeschulte Eltern und Konsumenten von so ziemlich allem zu denken. Und das finde ich wirklich schade, denn es könnte uns soviel besser gehen, wenn wir statt lauter Mimimi und Mumumu, Motznörgeln und Kritisieren, statt unserer so häufig defizitären Sicht auf die Welt, die Menschen und unsere direkte Umgebung einmal die Potentiale und das Liebens- oder Lobenswerte sehen könnten.

  • Wann haben Sie sich zum Beispiel das letzte Mal bei der Klofrau (oder dem Klomann) für den sauberen Abort bedankt?
  • Wann Ihrem Mitarbeiter das letzte Mal gesagt, dass er seinen Job wirklich gut macht und das auch genauso gemeint und nicht aus dem Buch "Motivation für Dummies" abgelesen?
  • Wann Ihren Sprössling für das gelobt, was er heute getan hat - und ihm auch Beispiele genannt?
  • Ist Ihnen heute beim Wochenendeinkauf aufgefallen, wie schön lackiert die Fingernägel der meisten Kassiererinnen sind? Und haben Sie schon einmal daran gedacht, dafür ein Kompliment zu machen?
  • Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, dass der Mensch an Ihrer Seite keine Selbstverständlichkeit ist? Können Sie sich vorstellen, sich einmal dafür zu bedanken, dass er oder sie Ihre Launen, Müdigkeit, Morgengesicht und Nachtgeräusch nicht nur erträgt, sondern Sie trotzdem liebt? Hätten Sie Lust, ihm oder ihr das auch einmal zu sagen?

Ja, ich weiß, das ist sehr viel verlangt für einen durchschnittlichen Mitteleuropäer, dem nach zwei Urlauben im Jahr, den Raten für den Mittelklassewagen, der neuen Wohnzimmereinrichtung, dreimal im Monat Essengehen und Einkauf beim ökologisch korrekten Discounter nur noch ein paar Hundert Euro für die Notwendigkeiten des Lebens bleiben und der deswegen nun wirklich genug Sorgen hat! Wie soll man da noch Potentiale entdecken? Wie soll man denn, wenn man immer nur den Blick auf die eigenen Schuhspitzen richtet, erkennen, was um einen herum vorgeht?

Frosch, Nahaufnahme, Spiegelbild
Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters
Ich hätte einen Tipp für Sie: Fangen Sie gleich morgens bei Ihrem eigenen Spiegelbild an. Sagen Sie sich freundlich "Guten Morgen, mein Bester/meine Beste!", schauen Sie sich dabei in die Augen und hören Sie auf, an diesem Pickel und Ihren Nasenhaaren herumzupuhlen. Das machen Sie eine Woche lang. Danach sagen Sie zusätzlich dem ersten Menschen, der Ihnen nach der Spiegelsession über den Weg läuft, irgendetwas Nettes. Nicht ausgedacht, sondern so gemeint. Das machen Sie wieder eine Woche lang, zusammen mit der Spiegelsession.
Dann gestalten Sie Ihr "Ich entdecke die lobenswerte Welt"-Programm anspruchsvoller: Sie finden während Ihres Alltags mindestens fünf Menschen, die etwas gut machen. Und das sagen Sie ihnen. Mit Ihren eigenen Worten. Ohne "Aber". Ohne eine Kritik hinzuzufügen oder einen Verbesserungsvorschlag. 
Das machen Sie bis zum 05.06.2018. Danach sehen wir weiter.

Wenn Sie bis hierher gelesen haben: Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Sie haben das ganz großartig gemacht! Ich bin sicher, dass Sie ein besonders liebenswerter und kluger Leser, eine intelligente und feinsinnige Leserin sind! Haben Sie es schön!

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