Ich bin ja eigentlich nicht so politisch veranlagt, und mit jedem Tag, an dem Politik passiert, wächst meine Überzeugung, dass dem politischen Geschehen nur noch mit Satire beizukommen ist. Deswegen habe ich auch die gewählt und wasche meine Hände zumindest bezüglich des Wahlergebnisses in Unschuld. Ich war's nicht!
Und bisher waren die Damen und Herren der PARTEI die einzigen, die für mich wahrnehmbar AfD, NPD & Co. auf legale und kreative Art und Weise bekämpft haben. Ich erinnere an die Übernahme der Facebook-Accounts, die Frage eines PARTEI-Genossen an einen Bürgermeisterkandidaten der NPD, was er denn gegen die arabischen Ziffern an den Häusern zu tun gedenke und an die "Mauer der Liebe", die die Göttinger Vertreter/innen gegen einen rechten Aufmarsch errichtet haben.
Trotzdem sitze ich hier, schaue mir das Wahlergebnis an und befinde mich irgendwo zwischen Ekel, Entsetzen und Scham. Ekel überkommt mich, wenn ich die verzerrten, hasserfüllten Fratzen der meisten AfD-Politiker, vor allem aber ihrer Anhänger sehe, entsetzt bin ich, dass in Deutschland, gerade mal 70 Jahre, nachdem wir die Welt in einen Krieg gestürzt, ein ganzes Volk zu vernichten versucht und kollektiv "Heil Hitler!" gebrüllt haben (mit denselben verzerrten Fratzen übrigens; schauen Sie sich einmal alte Wochenschauen an), tatsächlich eine Partei, die nicht wenig dieses verheerenden Gedankengutes wiederbelebt hat, zur drittstärksten im Bundestag gewählt wurde. Und deswegen schäme ich mich auch. Hätte ich mehr tun können als nur bloggen und twittern und mich über das braune Gesocks lustig zu machen? Hätte ich Flagge zeigen müssen wie ein Bauernhof in Ostwestfalen, der ein riesiges Schild "Fremdenhass ist KEINE Alternative für Deutschland!" aufgestellt hat?
Ich schäme mich auch dafür, Deutsche zu sein, jedenfalls angesichts dieses Wahlergebnisses. Ich hatte tatsächlich gehofft, wir wären klüger als unsere europäischen Nachbarn, die ja fast alle irgendwelchen Rechtspopulisten auf den Leim gegangen sind.
Gestern hat jemand getwittert: "Mir graut vor der Vorstellung, was in diesem Land passiert, wenn es uns wirklich einmal schlecht geht."
Dem habe ich für den Moment nichts hinzuzufügen.
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