Mein Lieblingsexfreund war vor vielen Jahren mit einer anderen Frau auf Jamaika. Die junge Dame hat den größten Teil ihres Urlaubs schreiend auf dem Tisch des Appartments verbracht, weil die dortigen Kakerlaken von der Größe hiesiger Mäuse waren.
Das würde ich auch gern tun, mich schreiend auf den Tisch stellen. Und dort so lange bleiben, bis ich das Gefühl habe, wieder in einem Land auf dem Boden zurückzukehren, das von Vernunft, Übersicht und Weitblick regiert wird statt von Selbstbedienungmentalität, Lobbyismus und Klientelpolitik.
"Jedes Volk hat die Eliten, die es gerufen hat." heißt es in einem Buch, das ich einmal gelesen habe. Ich habe die nicht gerufen! Sie wahrscheinlich auch nicht, oder? Wer war es also? Wer hat mit seiner Stimme dafür gesorgt, dass gerade eine Gruppe, die zu 75% aus Männern besteht, über die nächsten vier Jahre entscheidet? Es verhandeln nämlich 38 Männer und 14 Frauen - das nenne ich doch einmal repräsentativ für die Zusammensetzung der deutschen Bevölkerung. Aber die Frauen sind ja auch gerade damit beschäftigt, #metoo zu jammern, vielleicht haben sie deshalb keine Zeit, ihre und die Zukunft ihrer Geschlechtsgenossinnen mitzugestalten. Mimimi.
Denken Sie doch einmal zwanzig Jahre zurück, liebe Leserin, lieber Leser! Was hätten Sie jemandem erwidert, der Ihnen Koalitionsverhandlungen zwischen FDP, CSU, CDU und Grünen prophezeit hätte? Ja genau, Sie hätten den Kopf geschüttelt, milde gelächelt und ihn gefragt, wovon er nachts träumt.
Es hat Wählerwanderungen gegeben von der Linken zur AfD. Lassen Sie sich das doch einmal auf der Zunge zergehen. Wie vernagelt muss jemand sein, der von links nach rechtspopulistisch wechselt? Wie sieht es in einem Land aus, dessen Bürger/innen über Zukunftsängste jammern, darüber, dass der Mittelstand wegbricht, über prekäre Jobs und Kinderarmut, aber dann Neoliberale, Konservative und Rechtspopulisten wählen? Oder anders: Für wie beliebig wird die Politik von der Mehrzahl der Wähler/innen gehalten, wenn Sie solche Konstellationen ermöglichen?
Egal. Ich will mich überhaupt nicht aufregen. Ist nicht gut für Teint und Haarfarbe. Ich stelle mich jetzt einfach auf meinen Schreibtisch und brülle. Das ist genauso sinnvoll wie die Auseinandersetzung mit der Tagespolitik, macht aber viel mehr Spaß, vor allem um diese Uhrzeit.
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