05 März 2018

Wer Spaß an der Arbeit hat, braucht auch keinen Urlaub.

Man hat mich gezwungen, eine Woche Urlaub zu machen. Weil noch soviel Resturlaub vom letzten Jahr übrig sei. Weil ich mich erholen soll. Auf einmal soll ein anderer meine Backwaren spazierenfahren! Dabei habe ich meinem Chef noch vor gar nicht so langer Zeit gesagt, dass Urlaub für Jungs ist. Ich brauche keinen Urlaub! Ich habe Spaß an der Arbeit! Ich mag meine Brötchen! Ich fahre gern Auto!

Urlaub... Wer hat diesen Blödsinn überhaupt erfunden? Hätten wir alle eine Arbeit, die uns so richtig Freude macht und überdies sinnvoll erscheint, und würden wir mal den Kopf heben, statt immer nur aufs Display zu gucken und Fotos von Palmenstränden auf Inseln, die demnächst sowieso untergehen, weil wir nämlich das Klima ruinieren, weil wir immer irgendwohin müssen, und das mit dem Auto, weil wir mit Kohle heizen und uns stinkendes Deo unter die Achseln sprühen müssen, anzugieren, würden wir sehen, dass es da, wo wir gerade sind, auch sehr schön ist.
Wenn wir nicht arbeiten würden wie die Bekloppten und abends völlig fertig nach Hause kämen, nachdem wir vorher stundenlang im Stau oder in öffentlichen Verkehrsmitteln herumgestanden haben, und das alles, um uns etwas zu kaufen, was erstens größer und teurer ist als das des Nachbarn, zweitens überhaupt keine sinnvolle Funktion hat und drittens unmittelbar nach Ablauf der Garantie kaputtgeht, was wir aber zu brauchen glauben, weil wir uns von der Arbeiterei und dem Stau erholen müssen, dann könnten wir einfach zuhause bleiben und es uns nett machen mit Dingen, die sowieso schon da sind. Oder mit Menschen, die auch da sind, die wir aber nicht wahrnehmen, weil wir ja viel zu fertig von der Arbeit sind und immer noch auf das Display starren müssen, um uns wichtig erscheinende Mails zu beantworten und Nachrichten zu lesen, über die wir uns so aufregen, dass wir Urlaub brauchen.

Echt jetzt: Die meisten von uns arbeiten doch, um sich Dinge kaufen zu können, die sie von der Arbeit ablenken und entspannen sollen. Und um sich die Verkehrsmittel leisten zu können, damit ihre in einer anderen Stadt befindliche Arbeit für sie erreichbar ist. Schauen Sie sich doch einmal um: Brauchen Sie den ganzen Kram wirklich? Oder wäre es nicht viel netter, Zeit zu haben statt Kram?

Ich jedenfalls habe lieber weniger Geld, damit auch weniger Kram und stattdessen mehr Zeit. Deswegen brauche ich ja auch keinen Urlaub. Was mache ich also jetzt damit? Hilfe!

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