15 Juli 2008

Einen Text über ein fiktives Tal

... will ich schreiben, einerseits als Kreativitätsübung (eben mal nicht ins Blaue hinein, sondern nach einem vorgegebenen Thema), andererseits, weil diese Ausschreibung mit 1.000 € bis 3.000 € dotiert ist. Zeit hätte ich noch fünf Tage, aber heute ist der Tag, an dem ich weitgehend sprachlos bin und bleiben werde, also ist heute ein guter Tag zum Schreiben.

Mir fällt aber nichts ein.

Naja, das ist nicht ganz richtig, mir fällt schon etwas ein, aber das hat mehr was von dem Biologiestudenten, der sich auf Würmer vorbereitet hat, in der Prüfung aber Elefanten bekommt. Prüfer: "Nun, lieber Kommilitone, dann erzählen Sie mir doch etwas über Elefanten."
Student: "Elefanten sind große, graue Tiere mit vier Beinen und einem Rüssel. Der Rüssel eines Elefanten hat große Ähnlichkeit mit einem Wurm. Würmer kann man einteilen in... Außerdem ist zu Würmern noch zu sagen..."

Tja. Also fällt mir eigentlich nichts ein. Ich habe jetzt schon eine verzweifelte Frau ins Tal geschickt auf der Suche nach einem geeigneten Ort für den längst geplanten Suizid. Sofort tritt meine innere Stimme (die, die sich keine Sprachlosigkeit verordnet hat) auf den Plan: "Aber meine Liebe, schreib doch mal etwas Nettes! Warum sollen sich immer alle umbringen, gegenseitig niedermetzeln oder sonstwie zu Tode kommen?" "Weiß nicht. Fällt mir eben ein. Hast Du eine bessere Idee?" frage ich mich stumm.
Dann wäre da noch ein Stern, der sich unsterblich in eine Erdenbewohnerin verliebt, die sich gerade in diesem Tal aufhält. Der Stern guckt zu lange hinunter auf die Erde, ihm wird schlecht, er stürzt ab, mitten in dieses idyllische Tal und verursacht eine Naturkatastrophe größtmöglichen... "NEIN!!! NEIN!!! KEINE TOTEN!!!" schreit meine innere Stimme. "Ist ja schon gut." murre ich.

Vielleicht sollte ich etwas über kleine Kätzchen schreiben, die sich auf die Wanderschaft begeben? Aber das hat schon Tad Williams in seinem wunderschönen Buch "Traumjäger und Goldpfote" getan. Dann gibt es noch "Das Mondtal" von Jack London, auch sehr schön. Aber das gibt es eben schon.

Vielleicht sollte ich erstmal einen Happen essen? Meine Wohnung putzen? Die ganzen 95 qm um meinen Schreibtisch herum, inklusive Fenster, Balkon und Treppenhaus? Immerhin habe ich ja noch fünf Tage Zeit und noch mindestens zwei davon mit selbstverschriebener Stummheit, unterstützt von wildester Kreativität. Hoffe ich jedenfalls.

Blöderweise habe ich gestern schon geputzt.
Ich könnte meine Bücher neu ordnen.
Oder überhaupt ordnen.
Meine Umsiedelung nach Kreta planen.
Sponsoren suchen.

Aber ich will doch einen Text über ein fiktives Tal schreiben!

Ich esse jetzt erstmal was.
Und räume anschließend meine Geschirrspülmaschine aus.
Wäsche hätte ich auch zu waschen.

Und irgendwie bin ich auch ein wenig müde.

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