23 August 2008

Kaileigh 1985

Damals habe ich Marillion entdeckt. Ihre früheren Werke waren ebenfalls großartig, doch sie fand ich erst Jahre später. In der "Tangente", einer Diskothek, die für die eher rockangehauchte Generation angesagt war, gab es einen Jungen, ich glaube, er hieß Markus, der immer dann tanzte, wenn Marillion aufgelegt wurde. Er bewegte sich nicht viel, stand, reckte ab und zu einen Arm in die Luft. Ich war trotzdem verknallt. Er war... Er war.
Heute kann ich still in mich hineinlächeln bei der Vorstellung, wie ich mich halbtot gebaggert habe. Erfolglos.
Heute stehe ich in meinem Wohnzimmer, hebe meine Arme über den Kopf, genieße die Musik, spüre mich. YouTube ist ein geniales Medium. Vor Marillion habe ich Jon Lord und John Miles gehört. Möglicherweise haben meine Vermieter mich jetzt nicht mehr lieb. Scheiss auf "Rock gegen Rheuma"! Ich habe mein Wohnzimmer.

Warum hat sich Fish immer so angemalt? Warum ist nicht mehr 1985? Ich will ja gar nicht mehr 20 sein, aber 1985 hätte ich gern noch einmal, mit all den Träumen, all den Ideen vom Weltfrieden, Alkoholgenuss, ohne sich Gedanken über die Leberwerte zu machen. Und eben all das andere. Mit meiner besten Freundin knutschen und tanzen nach "Hotel California". Über den Friedhof nach Hause laufen, zu zweit, unglaubliche Angst vor Monstern haben und trotzdem weiterlaufen.

Heute wissen wir, dass es keine Monster gibt. Und trotzdem haben wir sie in uns.

Jetzt werde ich erst "Child in time" hören und dann "Stairway to heaven". Und dankbar sein für mein großes Wohnzimmer und die toleranten Vermieter. Tanzen ist schön.

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