18 September 2008

Zählen

Immer, wenn ich mein Gehirn ausschalten möchte, zähle ich. Und weil ich eine Hoppse bin, zähle ich in einem ordnungsgemäßen Musikbogen: Undeinsundzweiunddreiundvierundfünfundsechsundsiebenundacht. Ist gelogen, ist gar kein Musikbogen, sondern nur eine Phrase. Oder so. Aber bis 32 zählen ist mir zu anstrengend. Schließlich ist 32 nicht mehr als viermal 8. Egal, wie man zählt, Zählen ist eine unglaublich gute Möglichkeit, nicht zu denken. Wenn ich zähle, ist mein Gehirn beschäftigt. Mit Zählen. Ich könnte auch meine Atemzüge zählen. Ist ein beliebter Einstieg in die Meditation. Man ist zwar echt stolz, wenn man wenig geatmet hat (weil, je ruhiger man atmet, desto weniger Atemzüge braucht man pro Minute, und für einen Wettbewerbsmenschen kann das existentiell wichtig sein), aber es ist eigentlich scheißegal. Man hat dem Gehirn etwas zu tun gegeben und es damit auf elegante Art und Weise ausgetrickst.
In meinen besten Zeiten habe ich Weintrauben ins Müsli gezählt. Das habe ich von meiner Mutter. Die hat auch immer gezählt. Überhaupt ist meine Mutter eine absolut großartige Person. Aber das ist ein anderes Thema. Und in meinem anderen Blog nachzulesen. Meine Mutter ist die alte Dame. Oder zumindest deren reales Vorbild. Auch eine andere Geschichte.
Ich sollte nicht soviel persönliches Kram schreiben. Interessiert keine Sau. Schreibe ich also weiter über Zählen. Und einsundzweiunddreiundvier...
Zählen und George Michael auf YouTube.com hören, all das kurz nach Vollmond und Mitternacht, am letzten Tag eines Urlaubs. Verdammt, ich bin schon wieder viel zu persönlich!
Egal. Mein Dachfenster kennen Sie ja inzwischen. Ist kohlrabenschwarz da draussen. Und a...kalt. Kann ich auch "Careless Whisper" hören; das spielt im Schnee.
Danach gibt es "Virgil in a wilderness of mirrors". Ist von Fish. Könnten diejenigen kennen, die in den 80ern nach Marillion getanzt haben.
Ich sollte zählen. Jetzt. Undeinsundzweiunddrei... Tanzen wäre auch fein. Ohne Publikum. Undeinsundzweiunddrei...

Tagebuch schreiben im Internet. Seelenstriptease. Gedanken, die die Welt nicht braucht. Aber die Vorstellung, dass da draussen irgendwo ein Mensch ist, vielleicht in Amerika, vielleicht auf Kreta, vielleicht in Groß Ellershausen oder Willershausen, der ähnliche Gedanken hat...

Wo auch immer (m)einE LeserIN sein mag, ich wünsche Dir/Ihnen eine wunderschöne, sternenklare, inspirierte Nacht, eine Nacht, in der Zahlen nur eine Nebenrolle spielen, eine Nacht, die wärmt, egal, ob durch die Aussentemperatur oder den Ofen, egal, ob durch Gedanken oder ein schönes Buch.

Ich kann meine Gedanken nur durch Zählen ausschalten. Oft will ich, dass sie bei mir bleiben, egal, welchen Inhalts sie mich erreichen.

Bin schon wieder persönlich. Will nicht anders sein, nicht, wenn ich irgendetwas in Dir/Ihnen erreicht habe.

Schöne Träume!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen