17 April 2009

Dorfleben

Als ich gerade nach Hause fuhr, dampfte der Asphalt, einige letzte Narzissen leuchteten vor der großen Hecke am Ortseingang, die Dorfkneipe war bereits dunkel. Ist alles nicht bemerkenswert: Regen auf warmem Straßenbelag dampft eben, gelbe Blumen scheinen im Dunklen zu leuchten, und Dorfkneipen schließen lange, bevor die Stadtdiskotheken öffnen.
Das weiß ich alles, und trotzdem habe ich beim Nachhausekommen jedesmal das Gefühl, dass etwas Besonderes auf mich wartet.
Ich biege von der Landstraße ab, direkt nach dem Ortsschild warnt ein weiteres vor "Neuer Verkehrsführung", was bedeutet, dass ab hier "Rechts vor Links" gilt und man 30 km/h fahren sollte.
Das Schild interessiert mich nicht. Ich fahre ohnehin nicht schneller als 40 km/h. Erstens ist mir das Überleben der diversen Dorfkatzen, -hunde, -hühner und -marder wichtig, zweitens kann ich nur dann Einzelheiten wahrnehmen, wenn ich langsam bin, und drittens finde ich, dass eine Zugezogene mit gutem Beispiel vorangehen sollte.
Die Hauptstraße windet sich kurvenreich bergan; für Autofahrer unwesentlich, für alle diejenigen, die sich mit Körperkraft voranbewegen, äußerst anstrengend.
Rechts, auf der großen Wiese, befindet sich ein hoher Pfahl mit einem Storchennest. Letztes Jahr hätte auch fast ein Storchenpaar darin genistet. Die Neugier der Dorfbewohner hat sie dann vertrieben. Gestern flog wieder ein Storch über das Dorf hinweg - vielleicht ist er ja etwas nachsichtiger mit uns am Storchengeburtenvorgang Anteil nehmen wollenden Einwohnern?
Kurz vor dem Abbiegen läuft mir ein innig verschlungenes Paar über den Weg. Ich meine, die Austauschschülerin zu erkennen, kann mich aber irren. "In der Stadt kannst Du Kultur genießen. Auf dem Dorf bist Du die Kultur.", sagte einst irgendeine Schauspielerin, die ihr Domizil im ländlichen Bereich gesucht hatte.
Vor dem Haus angekommen freue ich mich darüber, dass trotz Regen das Altpapier abgeholt worden ist. Bei den Nachbarn ist die Teichbeleuchtung noch eingeschaltet, und ich frage mich, ob das ästhetische oder nachbarskatzenabschreckende Gründe hat, denn meines Wissens ist der Goldfischschwund auf den Spieltrieb eben dieser Nachbarskatze zurückzuführen. Man grillt trotzdem gemeinsam, Fischgemeuchel hin oder her.
Ich grille nicht, werde aber beim nächsten Sportfest Bier zapfen. (Nicht ohne Eigennutz...)
Dorfleben ist großartig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen