17 Oktober 2009

Ü30-Party und die schwerwiegenden Folgen

Eine explosive Mischung aus Splatter, Horror und Freakshow, akustisch vergewaltigend untermalt, hätte ich bis zum heutigen Abend kaum für möglich gehalten. Explosiv für mich bzw. meine Umgebung, denn mein geistiger Teekessel stand kurz vor der Entladung.

Aber ich fange von vorn an:

Eine sehr liebe Kollegin hat heute Abschied gefeiert. Wir saßen in netter Runde, ein späterer Besuch der örtlichen Ü30-Party war geplant. Meine Planung sah vor, nach dem geselligen Beisammensein mit dem Liebsten auf der Couch zu verschwinden. Immerhin war dieser stark erkältet und musste sich schon mit aller Willenskraft aus dem Haus schleppen. Sagte er. Vorher.
Nach dem 5. Wodka bekam er die 2. Luft. Und weil er nicht mitbekommen hatte, dass ich mich bereits unbeliebt gemacht hatte, weil ich verkündete, dass ich keinerlei Lust auf besagte Party verspürte (Einerseits, weil das der Wahrheit entsprach und meine innere Stimme mich lautstarkt gewarnt hatte, andererseits, um ihm nicht den dringend benötigten Genesungsschlaf vorzuenthalten.), beschloss er, "ein Stündchen" sei völlig in Ordnung.
Ich wappnete mich mit Langmut und der berüchtigten guten Miene und schloss mich dem feierwütigen Tross an.

Vor dem Eingang der Lokalität drängten sich die Raucher. Auch dies war eine neue Erfahrung für mich: Wenn nur genügend rauchende Menschen DRAUSSEN AN DER FRISCHEN LUFT stehen, können sie sie töten. Die frische Luft.
Hustend betrat ich das Gebäude, legte 10 € "Spaßgebühr" auf den Tisch und erhielt dafür einen Stempel.
Vor der Garderobe wogten bereits Menschenmassen. Da ich nicht vorhatte, irgendeines meiner Kleidungsstücke abzugeben, um mir eine mögliche Flucht nicht unnötig zu erschweren, behielt ich meine Jacke an. Aus dem Veranstaltungssaal erklang Schlagermusik. Ich mag keine Schlagermusik. Möglicherweise würde ich häufiger Schlager hören, wenn ich nicht als Fitnesstrainerin, sondern als Berufsmörderin arbeitete, da diese Art von Geräusch die benötigte Mordlust in mir auslöst.
Auf der Toilette (Ich gehe immer auf die Männertoilette, wenn die für Damen zu voll ist.) traf ich einen Bekannten und wunderte mich laut, was er auf dieser Veranstaltung verloren hätte. Er lallte "Freibier!" und "Dassismeine erste un letzte Ü-30-Party!", wünschte mir noch viel Spaß und verschwand im Tanzsaal.
Ich wartete auf den Rest und wünschte mich auf eine einsame Insel oder eine Technoparty im Bergwerk.

"Ü30" definiere ich als "Über 30" und demzufolge noch recht jung. Ich bin UHu und werde niemals so alt sein wie der Durchschnitt der SpaßgebührzahlerInnen. Außerdem spürte ich, wie mein Aggressionspegel stieg und versuchte verzweifelt, die vor meinem inneren Auge kreisenden Äxte und Kettensägen zu ignorieren.

Vergeblich - der Gedanke an ein Kettensägenmassaker unter den anwesenden Ü30-Jährigen gewann einen gewissen Charme, je länger ich mich an meinem Mineralwasser festhielt.

Ich verrate Ihnen die Moral meiner Geschichte:

  1. Tanzen hilft möglicherweise nicht gegen schlechte Laune auf Ü30-Parties.
  2. Man muss immer die richtigen Schuhe anhaben.
  3. Geben Sie Ihrer inneren Stimme nach.
  4. Betreten Sie keine Räume, vor denen sich Schlangen bilden. Drinnen befindet sich ein psychopathischer DJ.
  5. Wenn Sie diese Räume doch betreten müssen: Betrinken Sie sich früh genug und sorgen Sie für den Rücktransport.

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