21 August 2010

Sommerlicher Nachruf auf Christoph S.

Beim Lesen meiner letzten Ergüsse könnte man ja fast meinen, ich sei depressiv. Bin ich aber gar nicht! Habe mir nur wieder nach wochenlanger Abstinenz den einen oder anderen Sekt erlaubt; und dann wollen die Hemingway und die Bukowsky in mir ganz dringend ans Licht der geschätzten Öffentlichkeit. Ich habe sie dann auch gelassen...

Es sommert wieder. Vollmond ist auch schon fast. Und in zwei Wochen um diese Zeit werde ich schlüpfende Schildkröten am Kommos Beach beobachten. Oder bei dem einen oder anderen Raki auf dem Dorfplatz von Pitsidia nicht zielführende Diskussionen führen. Oder schon schlafen, weil so ein Tag mit Strand, Sonne, Lesen und konsequentem Nichtstun unglaublich anstrengend ist.

Allein deshalb geht es mir schon großartig.

Traurig finde ich den Tod von Christoph Schlingensief, weil ich erstens der Ansicht bin, dass Deutschland auf gar keinen Fall einen von den wenigen Provokateuren, die es gibt, hätte verlieren dürfen, und weil ich zweitens ein schlechtes Gewissen habe: Ich habe in meinem politischen Leben exakt fünfmal gewählt: Als ich durfte, mit knapp über 18 Jahren die Grünen, irgendwann bei der Niedersachsenwahl Herrn Schröder, weil mir eine im Nachhinein als komplett geistesgestört identifizierte Stimme sagte, dass der doch ganz unbedingt Kanzler werden muss, zweimal bei der Europawahl die Tierschutzpartei und einmal die Partei von C. Schlingensief, "Chance 2000" genannt. Damals fand ich, dass ein Ansatz, der die Politik ad absurdum zu führen versucht, ein guter sein muss. Das finde ich immer noch.

Bin allerdings bekennende Kunstbanausin und habe niemals irgendein Stück von Herrn S. gesehen. Was ein schweres Versäumnis ist, wie ich fürchte.

Möge er glücklich gestorben sein!

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