21 Dezember 2011

Gewaltfreie Kommunikation

Sauna. Mein Wunsch nach zehnminütiger Ruhe kollidierte mit dem Bedürfnis eines Herrn mittleren Alters, der seine ruhende Bekannte entdeckte und mit einem sonoren "Teuerste, ich habe Sie überall gesucht!" begrüßte. (Das hat er wirklich gesagt. Genau so.)
Das wäre auch nicht schlimm gewesen, wenn sie sich wohlig geräkelt und ihm mit leiser Stimme ein "Guten Abend, Teuerster!" entgegengehaucht hätte. Aber mit Hauchen hatten die beiden es nicht so, ganz im Gegenteil, es schien ihr dringendes Interesse zu sein, die beiden anderen Herumliegenden über ihre Tagesgeschäften zu informieren.

Nach ein paar Minuten hatte ich mir ein paar Sätze zurechtgelegt, von denen ich hoffte, dass sie die Kriterien der Gewaltfreien Kommunikation erfüllen würden. "Entschuldigen Sie bitte!" wandte ich mich dem polternden Herrn freundlich zu, "Ich habe gerade ein sehr großes Ruhebedürfnis. Wäre es für Sie in Ordnung, Ihr Gespräch nach dem Saunagang fortzusetzen?"

Und was antwortet mir dieses verdammte A...loch, den bitte sämtliche ekelhaften Krankheiten inklusive Pickel und Ausschlag schnellstmöglich heimsuchen mögen? "Dann gehen Sie doch in eine andere Sauna. Wir werden uns weiter unterhalten."

Wäre ich auf den Wegen der Gewaltfreien Kommunikation geblieben, hätte ich geantwortet: "Aha, es ist Ihr Bedürfnis, sich mitzuteilen! Wie können wir da auf einen gemeinsamen Nenner kommen?"
Ich habe mich dafür entschieden, ihm in gemäßigter Lautstärke zu erklären, dass die elementaren Höflichkeitsregeln offensichtlich nur für Menschen mit Intelligenz Gültigkeit haben und die Sauna gewechselt.

Mein Bedürfnis allerdings war ein ganz anderes: "Sie dämlicher Wich.... glauben tatsächlich, Sie dürfen mit Ihrer hässlichen fetten Plautze samt dazugehöriger missgebildeter Visage MEINEN Feierabend stören? Nehmen Sie gefälligst Ihre Schrumpfeier und verpissen Sie sich, bevor ich sie Ihnen abreiße!"

Hach, was wäre das schön gewesen! Nicht wirklich gewaltfrei, okay, aber manchmal muss frau den dringlichen Bedürfnissen nachgeben - meines in diesem Fall bestand darin, mir eine nackte, übergewichtige und eierlose Leiche anzusehen. Und dann die Ruhe zu genießen.

Nein, ich bin nicht gewalttätig! Naja, nicht so oft... Und ein paar erbauliche Bilder im Kopf sind doch erlaubt, oder???

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