Sommer doof.

Sommeranfang war am 21.06. Ist jedes Jahr so. Heute war Sommer. Es war warm. Nein, es war heiß. Fand ich doof.

Letzte Woche war es bedeckt. Das fand ich gut.

Ist es sehr ketzerisch, sich maximal 23° bei leichter Bewölkung zu wünschen? Bin ich eine Spaßbremse, wenn ich bei höheren Temperaturen und dieser brüllenden Sonne eher einen Drang nach Verkriechen im Schatten verspüre als den, mich unter meine im Biergarten sitzenden Mitmenschen zu begeben? Wenn ich lieber mit einer mir noch unbekannten besten Freundin - Freund wäre auch völlig okay, solange er mein Bedürfnis nach Schatten akzeptiert - im Keller sitzen mag, statt erhitzt zu flirten? Wenn ich mich über die ersten Wolken freue, das Gegrummel vor einem kapitalen Gewitter oder über den morgendlichen kühlfeuchten Nebel?

Ich kann nicht sagen, wann es passiert ist, aber ich kann sehr sicher sagen, dass ich aus dem Sommeralter heraus bin. Ich mag Herbst, fallende Blätter, brennende Sonnenuntergänge, ich liebe Frühling mit einer ersten Ahnung von Grün, kann mich in einen eisigen Winter fallen lassen. Sommer ist irgendwie für Menschen, die sich im Frühling verliebt haben und es großartig finden, beim Vögeln zu schwitzen.

Sommer zeigt jeden Schrumpel am Bein. Übergwewichtige fühlen sich berufen, sich in viel zu kurze und zu enge Klamotten zu quetschen, meine prekären Nachbarn grillen, kaum, dass die Temperaturen über 20° ansteigen. Damit könnte ich leben, wenn sie dabei nicht NDR 1 hörten und ihre Brut zusammenbrüllten. 

Und ich - ich habe ein schlechtes Gewissen, weil es mich nicht nach draußen zieht. Ich will viel lieber die vierte Staffel von "True Blood" gucken. Oder lesen. 

Auf gar keinen Fall will ich, dass meine Füße in den Schuhen quietschen, ich nur frühmorgens oder im Dunkeln laufen kann und es in der Muskelbude stinkt wie in einem selten gereinigten Raubtiergehege.

Sommer doof.