13 Juli 2012

Waschbärbäuche

Heute bin ich in meinem guten Vorsatz, wieder mehr Zeit in der Muskelbude zu verbringen, bestätigt worden; nicht etwa, weil ich wie durch ein Wunder abgenommen oder eine brauchbare Figur bekommen hätte! Nein, ich wurde auf das Allerfeinste unterhalten.

Neben meiner Bank standen drei männliche Twentysomethings, alle etwas zu klein für ihr Gewicht, zwei davon mit einem echten Waschbärbauch. 

Ich hatte mich ausgestöpselt und konnte ihrer wahrscheinlich im höchsten Maße eloquenten und intelligenten Konversation nicht folgen, aber ich habe genug Phantasie, um mir den Text zum Bild denken zu können.

Zunächst verglich man die Bizepsumfänge. Dann deutete man auf irgendein Gewöbber am Ärmelrand des Shirts. Ich übersetzte still: "Guckst Du! Wenn Du nur genügend Gewichte von A nach B schleppst, passiert das mit dem Arm von ganz allein!"

Dann riss Waschbärbauch Nummer zwei sein T-Shirt hoch. Ich sah eine kapitale Wampe, er etwas anderes, denn seinen Gesichtsausdruck konnte ich nur als puren Stolz deuten. Während er auf eine Rippe zeigte (dich ich nicht erkennen konnte), sagte er möglicherweise: "Da gibt es ein Sixpack. Bald. Guckst Du!"
Seine Kumpels nickten, ich klammerte mich an meiner Bank fest und schaute angestrengt nach links. Da ich in Empowerment geübt bin, hielt ich es für kontraproduktiv, die jungen Hoffnungen mit brüllendem Gelächter zu zerstören. 

Mein erster Impuls: "Wenn Ihr Euch mehr bewegt und weniger nach nichtvorhandenen Muskeln sucht, könnte es mit dem Sixpack schneller gehen!"

Dann ein Gedanke: "Wenn ich mich ein bisschen rangehalten hätte, könnte ich solch einen kleinen Miles-Kevin zur Schule fahren und würde seinen Beitrag für die Muskelbude zahlen!"

Später überkam mich ein Gefühl tiefer Dankbarkeit. Ich hatte alles richtig gemacht: Auf meiner Rückbank würde niemals ein Miles-Kevin sitzen. Mein Bauch ist gar nicht so schlimm, und ich habe mehr funktionstüchtige Muskeln als diese drei Twentysomethings. Vor allem aber: Die Lautstärke meines iPod ist genau richtig.

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