10 August 2012

Es ist getan!

Gerade habe ich mein Bett auseinandergenommen. Jetzt stehen die Einzelteile im Flur und warten auf den Sperrmüll, zusammen mit zwei Kommoden, einem Liegestuhl und Kleinkram.
Ich habe mich entschieden, ab sofort nur noch mit kleinem Gepäck zu reisen. Es werden also auch zwei Drittel meiner geschätzten fünf Meter Bücher den Weg an einen anderen Ort antreten. Anhaftungen sind klebrig. Sie machen, dass man Dinge behalten will, von denen man überhaupt keinen Nutzen hat. Bücher zum Beispiel. Thriller, die ich mindestens zweimal gelesen habe; den Täter würde ich auf der Straße erkennen und "Haltet den Mörder!" brüllen. Dantes "Göttliche Komödie", so ein klassisches "Schlechtes-Gewissen-Buch", dass man im Bücherschrank haben sollte, aber möglicherweise niemals verstehen wird. 
Aber warum sollte ich etwas in meinem Bücherregal stehen haben, das ich nicht nur niemals verstehen, sondern niemals lesen werde? Um anzugeben mit meiner Belesenheit? Um einen eventuellen Besuch zu beeindrucken? Damit es einfach nur da ist, dieses Buch?

Nun gut, mit der "Göttlichen Komödie" verbinde ich etwas. Meine Mutter hat es mir geschenkt, als sie noch daran glaubte, ihre Tochter sei eine Überfliegerin. Heute schenkt sie mir Dauerkarten für die Sauna, und damit kann ich viel mehr anfangen.

Also... Warum sollte ich diese Bücher behalten? Warum nicht dafür sorgen, dass jemand, der Lust darauf hat und sie noch nicht kennt, für eine Weile ins Reich der Träume verschwinden kann? Warum nicht jemand, den ich nicht kenne, an meiner Leselust teilhaben lassen?

Ja, ich werde meine Bücher verschenken!

Als ich vor langer Zeit ein anderes Leben verließ, habe ich auch vieles zurückgelassen: Tassen, Teller, Besteck, Schallplatten (diese schwarzen, runden, die jüngere Menschen kaum noch kennen werden), sogar meine über alles geliebten Vierbeiner. Meine Bücher habe ich mitgenommen damals.
Denn damals fand ich, dass der Mensch, den ich verließ, etwas Geliebtes, Lebendiges behalten sollte. Heute würde ich die Bücher dort lassen und mein Leben mit mir nehmen. Heute wäre mir ein atmendes Wesen, das mit mir ist, wichtiger als Dinge, auch wenn es sich um Bücher handelt.

Heute geht mein Blick über die Dächer der Einfamilienhäuser, und ich fühle die Erleichterung, während ich mich löse.

Heute weiß ich, dass es eine gute Entscheidung ist, mich von Unwesentlichem zu trennen. Anhaftungen kleben.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen