17 Oktober 2016

Herzlichen Dank an die lauten Herren mit Bauch!

Denn das muss an dieser Stelle einfach sein. Gäbe es Sie nicht, würde ich in der Sauna einfach nur entspannt herumliegen. Das braucht kein Mensch. Viel schöner ist es doch, Ihnen dabei zuzuhören, wie Sie sich quer durch die Räumlichkeiten anbrüllen (wahrscheinlich sind alle Beteiligten trotz ihrer großen Ohren extrem schwerhörig), die Ruheliegen unter lautem Gerumpel um ein paar Zentimeter verschieben und dabei ein bei alten Herren wahrscheinlich wie die Ohren altersbedingt vergrößertes Gehänge präsentieren, das beim Nach-vorne-Beugen ausnahmsweise nicht von Ihrer Wampe verdeckt wird. 
Über was sollte ich mich sonst auch aufregen? Samstagvormittags sind ja die von mir so hochgeschätzten modernen Mütter und ihre Brut noch dabei, unschuldige Kunden im Supermarkt mit ihrem Einkaufswagen zu attackieren und können mir also noch nicht in der Sauna auf die Nerven gehen. Ich brauche Sie, meine Herren, um mir immer wieder bewusst zu machen, dass ich noch nicht getötet habe und darauf zu Recht stolz sein kann! Ich brauche Sie für den Kontrast zwischen einsamem Waldlauf und menschlichem Geräusch. Und nicht zuletzt: Worüber sollte ich mich satirisch bemerken, gäbe es keine Zeitgenossen, die wandelnde Satire und somit ein immer sprudelnder Quell der Inspiration für mich sind.
Wie interessant sind doch die Geschichten von Ihrer Zeit beim Militär, die so klingen, als wären Sie noch immer aktiv an der Waffe. Dabei würden Sie ein Sturmgewehr wahrscheinlich nicht erkennen, wenn man es Ihnen über den Kopf zöge, weil Sie noch mit aufgepflanztem Bajonett unterwegs waren.
Auch die Berichte aus dem heimischen Garten höre ich immer wieder gern. 
Besonders spannend finde ich es allerdings, wenn Sie ganz aufgeregt nach dem Aufguss wieder den Ruhebereich betreten und sich gegenseitig berichten, wann Sie wo geschwitzt haben, dass Sie den Saunameister persönlich kennen und fanden, dass er heute aber wirklich nicht in Form ist, und wo Sie Ihr lustiges Saunahütchen gekauft haben.

Eines ist sicher: Dem von Ihnen verursachten Geräuschpegel ist mit schlichten Oropax nicht beizukommen; ich müsste schon die Heavy-Metal-Playlist bei voller Lautstärke bemühen, um mich ein wenig zu erholen. Glücklicherweise bin ich dabei, Gelassenheit angesichts Ihrer Penetranz zu entwickeln, schaue mir mit mildem Lächeln dieses nackte Grauen an, denke mir weitere lustige Todesarten aus, die mir im Hallenbad noch nicht eingefallen sind, lese Stephen King dazu und werde ganz friedlich bei der Vorstellung, Ihnen jeden Zahn einzeln zu ziehen. Ohne Betäubung. Der Marathon-Man lässt grüßen. Aber den kennen Sie garantiert nicht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen