02 November 2016

Der Graf ist weg! Eine kriminelle Witzenhüsser Geschichte.

Graf Eckehart Kanari von Waldungen stand auf dem Burgfried und blickte zufrieden über sein Land. Da, wo einmal dichter, vielfältiger, alter Baumbestand den Blick ins Tal versperrt hatte, waren Bagger dabei, für Kahlschlag zu sorgen. Bald würden hier ein paar Windräder stehen, schlank, hoch und allein aufgrund der vielversprechenden subventionsfinanzierten Rendite in seinen Augen wunderschön. Wer wollte denn einen Wald, der Hunderte von Jahren brauchte, um einigermaßen stattlich auszusehen, wenn innerhalb kürzester Zeit und mit moderner Technik viel ertragreichere Geldquellen erschlossen werden konnten? Das alte Familiengemäuer verschlang jeden Monat riesige Summen, und wenn Grafens nicht mit eiskalten Füßen dort herumlaufen wollten, mussten kreative Lösungen her.

Die umliegenden Dörfer und die Kreisverwaltung wurden vom Grafen beizeiten mit dem Versprechen, eine der Windkraftanlagen als "Bürgerrad" zu vermarkten und der Aussicht auf eine deftige Erhöhung der Gewerbesteuereinnahmen geködert. Die Lokalpolitik hatte sich - gemeinsam mit den Redakteuren des örtlichen Käseblattes - nach der einen oder anderen Einladung zum Festessen im Schloss und leicht hypnotisiert von gräflichem Dunst rasch mit der Veränderung der Landschaft anfreunden können und priesen diese fortan als die Rettung der Region und einen wichtigen Schritt zu weiterem Wohlstand für alle. 80 Menschen protestierten. Alle anderen sollten erst beim Anblick der ersten sich munter drehenden Rotoren ihren Dornröschenschlaf beenden. Denn auch hier, im Herrschaftsgebiet des Grafen Kanari waren die Menschen von einer unzufriedenen Trägheit und protestierten, wenn überhaupt, nur gegen Kleinigkeiten oder anders Gefärbte.

Alle schienen sich bereits ergeben zu haben. Alle? Nein. Ein kleines, renitentes Grüppchen am Rande des gräflichen Besitzes, schmiedete Pläne.

Doch davon will ich Ihnen morgen oder übermorgen erzählen. Jetzt muss ich mich um meine Depressionen (siehe https://nanowrimo2016.blogspot.de/) kümmern. Bleiben Sie mir gewogen und glauben Sie nicht alles, was Sie in der Zeitung lesen!

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