17 Dezember 2016

17. Dezember - Friede den Märkten und den Banken ein Wohlgefallen!

Es war der letzte lange Samstag vor Weihnachten. Die Menschen schickten sich an, in ihre Autos zu steigen, um sich in die langen Schlangen vor den Parkhäusern einzureihen, auf die Volltrottel vor und neben sich zu schimpfen, ihre Gefühle angesichts des bevorstehenden Kampfshoppings mit ihren Freunden bei Facebook und Twitter zu teilen und etwas Kleingeld für Geiger und Leierkastenspieler in der Fußgängerzone bereit zu halten. Gleichzeitig dachten sie "Drecksrumänen, alles Banditen!" Bedruckte Papierscheinchen wechselten die Besitzer, Einsen und Nullen wanderten von einem Bankkonto zum nächsten... Glitzer lag in der Welt, und den Menschen schien es zum Wohlgefallen zu sein.

Doch auf einmal teilte sich mit Blitz und Donner der Himmel, und eine ganze Reihe von riesengroßen, seltsamen Gestalten erschien. 

"Ich bin der Herr, Euer Gott! Und ich könnte kotzen, wenn ich sehe, was Ihr hier unten treibt. Kümmert Euch gefälligst um Eure Nächsten, statt der Industrie noch mehr Geld in den Rachen zu werfen!" donnerte ein älterer, weißhaariger Herr mit langem Bart.

"Ich bin Allah, der einzige und absolute Gott! Glaubt Ihr wirklich, ich hätte Mohammed diese ganzen Suren diktiert, damit Ihr jetzt shoppen geht? Und es ist mir piepegal, ob Ihr dabei Burka tragt oder Minirock - betet gefälligst in der Moschee und danach helft Ihr den Armen!" Man konnte nichts sehen, aber aus einer Ecke des Himmels begann es zu regnen.

Dann schimpfte ein kleiner, dicker Mann mit Glatze und rundem Gesicht los: "Buddha hat niemals von Weihnachtsgeschenken gesprochen! Ins Nirwana sollt Ihr einziehen, nicht in ein Shoppingcenter! Wo ist Eure Bescheidenheit geblieben? Wäre ich nicht zu friedliebend, ich würde Euch mit einem Blitz erschlagen. Alle!"

Kaum hatte Buddha ausgesprochen, sauste ein riesiger Hammer zur Erde und schlug ein übermannsgroßes Loch in den neuen Straßenbelag. "Ihr elenden Weicheier! Eure Vorfahren sind noch in Felle gekleidet auf Raubzug ausgegangen! Und was macht Ihr? Rennt in Funktionsklamotten umher und tragt statt einer ordentlichen Waffe eine Visacard." Thor wendete sich grollend ab und marschierte zurück nach Walhalla. Jetzt wunderte er sich nicht mehr, dass sie dort sei Jahrhunderten keine neuen Krieger mehr begrüßt hatten. Gut, dass er weder Gottvater Odin noch einen der anderen mitgenommen hatte. 

Zuletzt trat eine Gruppe von Frauen auf, gekleidet in weiße Tuniken und mit allem möglichen Kram in den Händen: Äpfel, Armbrüste, eine sogar mit Eule auf dem Arm. "Wir, Pallas Athene, Aphrodite und Artemis sind die Sprecherinnen des römisch-griechischen Götterkollektivs. Der Einfachheit halber haben wir die griechischen Namen gewählt. Die römischen sind aber immer mitgemeint. Wir verurteilen vollumfänglich Euer Tun und fordern Euch auf, sofort mit dem Einkaufen aufzuhören, neue Tempel zu bauen und uns wieder anzubeten. Bereits gekaufte Geschenke sind uns als Opfergaben darzubringen."

Die Menschen unten auf der Straße starrten mit weit geöffneten Mündern zum Himmel. "Ob das die neue Sky-Werbung ist?" fragte eine junge Frau. "Nein, ich glaube, Karstadt hat zur weihnachtlichen Großoffensive geblasen. Das sind doch alles Hologramme." sagte ein anderer. Zwei Menschen in dem ganzen Pulk waren auf die Knie gefallen und sagten mit gefalteten Händen Werbesprüche auf.

Die Götter und Göttinnen tuschelten miteinander. Einige weinten, anderen grollten vor Zorn. "Das hat hier alles keinen Sinn!" sagte Gott, der Allmächtige. "Lasst uns Sintflut machen." "Dürfen wir vorher ein paar Blitze schleudern?" fragten Zeus und Odin aus dem Off. "Ach, ist doch auch schon egal." grummelte Allah. "Ich schnappe mir jetzt meine Jungfrauen und verschwinde. Sollen die sich doch die Köppe einschlagen." Die anderen nickten zustimmend. "Weltuntergang?" jubelten Ares und Poseidon. "Jep." 

Und so geschah es.

Türchen zu.

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