09 Januar 2017

Integrationsversuche einer südniedersächsischen Migrantin

Ich habe ja Migrationshintergrund. Das höre ich spätestens, wenn ich auf die Straße gehe. Also, nicht, dass mir jemand hier querch käme, die sind alle ganz nett zu mir. Der Witzenhüsser kennt Multikulti bereits durch Universität und Touristen. Trotzdem möchte ich mich um eine adäquate Ausdrucksweise bemühen und nicht mehr mit diesem perfekten Deutsch auftrumpfen, wie es in Südniedersachsen (insbesondere in der Gegend um Hannover) gesprochen wird.

Also habe ich mich erst einmal über das Nordhessische (ausgesprochen wird es "Noadhässisch" mit weichem "s") an sich informiert. Wikipedia weiß dazu folgendes zu sagen:
"Nordhessisch ist ein westmitteldeutscher Dialekt, der in Nordhessen gesprochen wird. Zentrum des Dialektgebietes ist Kassel, die lokale Variante heißt Kasselänerisch oder Kasselänisch. Die Dialektgrenze zum Niederdeutschen verläuft westlich und nördlich entlang einer Linie Göttingen, Hofgeismar und Waldeck. Bei Eschwege geht das Nordhessische ins Nordthüringische über. Die südliche Dialektgrenze zum Osthessischen und Oberhessischen bildet die Schwalm.
Im nördlichen und östlichen Dialektgebiet an den Grenzen zu Niedersachsen und Thüringen weist das Nordhessische viele Gemeinsamkeiten mit dem Nordthüringischen und Eichsfeldischen auf. Es handelt sich daher um einen rheinfränkisch und thüringisch-obersächsischen Mischdialekt, der zudem niederdeutsche Einflüsse aus dem Westen aufweist."
Dass das Nordhessische zuweilen Ähnlichkeit mit dem Thüringischen aufweist, ist auditiv herausfordernd. Aber spätestens, wenn ich mir sage, dass die Thüringer den Hessen die Sprache abgehört haben, kann ich meinen Frieden damit machen.

Einzelne Ausdrücke mag ich besonders gern: "Ruff un runner" zum Beispiel oder "Das wird sich ussgewiesen!" Schön auch, wenn man ganz "annasta" (manchmal wird das auch "annersder" gesprochen) ist als der andere. Die Aufforderung "Mach hinne!" finde ich sehr prägnant. Ich liebe "Ahle Worschd" und Weckewerk. Letzteres ist schon 15 Kilometer südlich nicht mehr bekannt und löst in der Regel angeekeltes Gesichtverziehen aus, wenn man es näher beschreibt. Bei mir war das auch so. Aber dann habe ich es probiert. Naaaaaahhhhmmmmm!!!! Wenn man zuviel davon isst, bekommt man "Wannsdrammeln". 
"Als zus" ist auch universell einsetzbar und geht mir inzwischen leicht über die Lippen. 
Und bei diesem Satz beweist der Nordhesse seine philosophischen Qualitäten: "Es kimmet alszus annersder als wie mer dengged." Recht hatter!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen