19 Juni 2017

Die Sonne bringt es an den Tag

Sommer ist schön. Die Sonne scheint, es ist warm, die Vögel zwitschern ab 4.00 Uhr morgens, und manche Freibäder haben geöffnet. Das Witzenhäuser inzwischen auch.
Die Menschen sind viel draußen, genießen das schöne Wetter, flanieren durch Straßen und Gassen, grillen und suchen Badeanstalten auf.
Genau hier fangen meine Probleme an. Denn die Wärme des Sommers bringt Dinge an den Tag, die ich überhaupt nicht sehen möchte, und sie lässt mich an Düften teilhaben, die meiner Ansicht nach zum Straftatbestand "olfaktorische Körperverletzung" gehören. 
Denn jetzt holen wir die leichten Klamotten aus dem Schrank, hängen Wintersachen, Übergangsmäntelchen und lange Hosen weg und freuen uns über jeden Zentimeter Haut, der an die Sonne darf.
Bei manchen Menschen sind das recht viele Zentimeter, und diese sind häufig so angeordnet, dass deren Anblick eher als abschreckendes Beispiel denn als Freude für die Augen dienen mag. Da werden BMIs von 30 und mehr spazieren getragen, Körperfettanteile freuen sich in Form von wülstigen Auswüchsen über dem Hosenbund oder dem Top, dass sie auch einmal an die frische Luft dürfen, Bermudas schubbern sich mittig am drallen Oberschenkel hoch, und das rückwärtige Tannenbäumchen erhält seine erste Sonnenbräune. Nashorn, Dickhäuter, Afrika, Namibia
Bodensee, See, Wasser, Natur, FigurHier kann man nur von Proppen sprechen - und zwar ganz ohne Wonne! 

Als wäre das nicht genug, wird der Beginn des Sommers mit einem neuen Duftwässerchen gefeiert. Mit steigenden Temperaturen erfreuen sich solche von penetrant süßer Kopfnote großer Beliebtheit. Es scheint, als würden die Drogeriemärkte rechtzeitig zu Beginn der ersten Hitzewelle alles auf den Markt werfen, was in großen Mengen erhältlich und kopfschmerzerzeugend ist.
In diesem Bereich hat auch bei der jungen Generation die Emanzipation Einzug gehalten: Beide Geschlechter stinken ausnahmslos und gottserbärmlich.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich liebe den Sommer. Trotzdem wünsche ich mir von Zeit zu Zeit, dass wir wieder bei -15° den Anblick vollständig bekleideter Michelinmännchen und -frauchen genießen dürfen, statt unsere Augen entsetzt von sich auf der Suche nach noch mehr Nahrung durch die Fleischabteilungen der Discounter schiebenden Moppelchen abzuwenden.

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