25 September 2017

#btw2017 - ein paar letzte Gedanken

Versprochen! Es gibt ja schließlich Wichtigeres im Leben als den Einzug von Rechten in ein demokratisch gewähltes Parlament. Zum Beispiel die Frage, wann der Rasen endlich trocken genug ist, um gemäht zu werden, Überlegungen zur Zerstörungswut von jungen Hunden, philosophische Betrachtungen über männliche und weibliche Drecktoleranz.

Was mich am Ausgang der Wahl beunruhigt: Ich frage mich jetzt bei jedem Menschen, mit dem ich Smalltalk halte, wen er oder sie wohl gewählt haben mag. In Sachsen könnte ich das Problem lösen, indem ich einfach jeden Dritten ignoriere. Glücklicherweise muss ich nicht nach Sachsen und werde es so einrichten, dass das zukünftig so bleibt.
Was tue ich, wenn mein Gegenüber die Wahlplakate der Rechtspopulisten wörtlich nimmt und unter dem Motto "Deutschland, trau Dich!" zu seiner Wahl steht? Streiche ich ihn von meiner Liste der zurechnungsfähigen Personen (die, nebenbei bemerkt, ohnehin nicht sehr lang ist)? Wende ich ihm sofort meinen Rücken zu und brummle mir allenfalls "rechtes Gesocks!" in meinen nicht vorhandenen Bart? Oder halte ich es mit dem alten Therapeutencredo, dass hinter allem Tun eine positive Absicht steckt?*

Was mich grundsätzlich beruhigt: Die Menschen, die in Berlin politische Ämter bekleiden, sind ja nur Moderatoren ihrer Auftraggeber aus der Wirtschaft. Ihr Job ist es, dem Wahlvolk die politischen Entscheidungen von Autoindustrie, Stromversorgern und Banken zu verkaufen. Daran wird auch der Rechtspopulismus nichts ändern. In der nächsten Legislaturperiode wird es weiterhin mehr oder weniger still vor sich hinstinkende Fahrzeuge geben, BER wird nicht eröffnen, Kassel Calden weiterhin rote Zahlen schreiben. Die Vermieter in den Großstädten werden sich weiter über die staatliche Mietpreisbremse totlachen, Braunkohle wird auch in den nächsten vier Jahren gefördert werden und zum Ausgleich ein paar mehr Naturschutzgebiete mit Windkraftanlagen zugestellt. Niemand hat die Absicht, Vermögenssteuern einzuführen oder Erbschaftssteuern zu erhöhen, und die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen, die sich am unteren Ende der Einkommensskala befinden, auch weiterhin entweder mehrere Jobs machen oder ergänzende Sozialleistungen beantragen müssen, weil sie mit ihren Vollzeitjobs ihre Familien nicht ernähren können, geht gegen 100%.

Okay, jetzt darf noch etwas lauter über die gefühlte "Überfremdung" geredet und "Deutschland den Deutschen" gebrüllt werden. Das kennen wir aus unserer Geschichte und werden uns schnell wieder daran gewöhnen.

Em 2016, Deutschland Fussball

Alles wird bleiben, wie es ist. Wir müssen uns keine Sorgen machen.




*Nö!

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