11 Februar 2018

Laufen ist nicht alles, aber ohne Laufen ist vieles nichts

Alle Nichtläufer/innen, Sportabstinenzler, Couchpotatoes und alle, die der Ansicht sind, dass Gefühle in der Öffentlichkeit nichts zu suchen haben, mögen sich jetzt anderen Aktivitäten zuwenden; dies ist nicht Ihr Thema. Trotzdem muss ich es loswerden und habe so eine Vorstellung, dass es die eine oder den anderen unter Ihnen geben wird, die jetzt - Achtung, Sozialpädagogensprech -  "ganz bei mir" ist.

Erst wollte ich ja eine Zeitlang gar nicht laufen. Da war dieser doofe Ultralauf im Harz, als ich bei Kilometer 27 feststellte, dass ich gar keinen Spaß mehr hatte und abbrach. Danach bin ich nur wenig gelaufen. Ich hatte mir nämlich ganz fest vorgenommen, nur zu laufen, wenn ich Spaß habe. Und den hatte ich anscheinend nur alle zehn Tage. 
Dann fand ich, dass es jetzt mal wieder losgehen darf. Alle (Halb-) Marathons, die mich interessiert hätten, waren gelaufen, im wahrsten Sinne des Wortes. Nur nicht von mir. Und dann konnte ich nicht, weil mir der Fuß wehtat. Zuerst war es nicht schlimm. Aber als ich merkte, dass mir inzwischen das wichtigste Ventil fehlt, um das Leben und den ganzen Rest zu verarbeiten, wurde es das. Schlimm.

Spazierengehen ging ja auch nicht so richtig gut. Frollein Frieda musste sich einige Flüche anhören auf unseren viel zu kurzen Runden. 

Totale Erschöpfung nach stundenlangem Gemöhre des Frauchens

Den Gipfel der Unzufriedenheit und der Frustration hatte ich vor ein paar Wochen, als ich gestiefelt und gespornt das Haus verließ, um zu laufen - und nicht einmal bis zur nächsten Straßenecke kam. Glauben Sie mir, in diesem Moment wären Sie mir besser nicht begegnet!

Dann habe ich aufgehört, dieses homöopathische Zeugs auf meinen Fuß zu schmieren und die 600er Ibuprofen aus der Schublade geholt. Manchmal glaube ich an Chemie. Ein paar Tage später der erste vorsichtige Lauf: Sicherheitshalber hatte ich Frieda dabei, um mich notfalls wieder mit einem Spaziergang herausreden zu können. Ich lief zwei (!!!) Minuten und ging zehn. Der Fuß spielte mit, die Kondition war katastrophal.
Das habe ich zweimal gemacht, bevor ich mich letzten Sonntag ganz allein und wieder gestiefelt und gespornt auf meine kleinste Laufstrecke wagte. Ich ging fünf Minuten und lief fünf. Dann ging ich zwei und lief drei. Dann war ich fertig und habe Ihnen geschrieben.


Bilstein-Marathon 2016 - mein erstes Mal!
Vor drei Tagen stellte ich verblüfft fest, dass wir einen komplett schmerzfreien Tag gehabt haben, mein linker Fuß und ich. Das blieb so. Und so habe ich es gestern wieder versucht: zehn Minuten gelaufen, fünf Minuten gegangen. Das Gehen wäre nach meinem Gefühl gar nicht nötig gewesen. Aber ich dachte, dass es eine gute Idee sein könnte, auf den Rat des Orthopäden zu hören, der mir genau das empfohlen und es freundlicherweise "Intervalltraining" und nicht "Reha- oder Schonsport" genannt hatte.
Gestern waren es 10,5 Kilometer. Ich habe ungefähr so geguckt: 
Und heute sind wir zusammen gelaufen, das Frollein Frieda und ich. Einfach so, aus Spaß. Wir sind über Stock und Stein gerannt, durch Pfützen und über die Wiese. "So muss Leben!" dachte etwas in mir. Auf einmal war der Mittagsschlaf nicht nötig, auf einmal kann ich im Spiegel die Frau sehen, die ich noch vor ein paar Monaten jedes Mal gesehen habe, auf einmal macht alles viel mehr Spaß. Und natürlich denke ich jetzt an den diesjährigen Bilstein-Marathon. Ob ich die fünf Stunden knacken kann???

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