01 Dezember 2008

Die machen das!

Gerade hat mich ein Callcenter-Agent (Nein, nicht James Bond, sondern so eine arme Sau, die die Wahl zwischen Sperre der 3 €, die ihm von Hartz wegen zustehen und einem schlechtbezahlten Job, der ihm über eine Zeitarbeitsfirma, die mit der Agentur für Arbeit zusammenarbeitet, hatte.) im Auftrag eines sehr, sehr großen und bekannten Telefonriesen angerufen und mich gefragt, ob ich denn mit dem Kundenservice des Riesen zufrieden sei.

Ja, war das eine Fangfrage? Hängt von meiner Antwort ab, wie schnell ich wieder online bin? Denn immerhin ist es inzwischen 20:40 Uhr, und der arme junge Mann hatte noch Glück. Erstens lag ich nicht mehr in der Badewanne, zweitens hatte ich einen schönen Tag und drittens hat meine beste Freundin auch mal vor der oben beschriebenen Wahl gestanden und mir genauestens geschildert, wie sich die Tätigkeit eines Callcenter-Agents im Dienste einer Zeitarbeitsfirma, die im Auftrag der Agentur für Arbeit handelt, gestaltet. Ca. 6 € pro Stunde bleiben für den Agent übrig, den Rest des Stundenlohns, der wahrscheinlich das Doppelte beträgt, sackt die Zeitarbeitsfirma ein. Ich hege außerdem den leisen Verdacht, dass auch für die Berater der Agentur für Arbeit der eine oder andere Euro abfällt; immerhin kann man mit Zeitarbeitsfirmen die Straßen pflastern, und da wird den Jungs ein Auftrag von offizieller Seite schon etwas wert sein.

Was bin ich froh, dass ich gerade nicht online bin! Wenn das irgendjemand liest, der bei dem bekannten Telefonriesen für DSL-Anschlüsse zuständig ist, bleibe ich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag im Tal der Ahnungslosen, ohne Verbindung zur globalen Welt direkt vor den Toren Whausens!

Glücklicherweise wird dieses Pamphlet erst veröffentlicht, wenn ich wieder online bin. Falls ich wieder online bin. Denn ich war unwillig, dem Callcenter-Agent Fragen zur Kundenzufriedenheit zu beantworten. Nicht um diese Uhrzeit! Echt nicht! (Auch nicht zu irgendeiner anderen, aber das habe ich ihm nicht gesagt.)

Wahrscheinlich läuft alles darauf hinaus, dass in den nächsten Wochen stündlich mein Telefon klingelt und im Display „Unbekannter Anrufer“ aufleuchtet. Da ich nicht weiß, wer das sein könnte, aber davon ausgehen muss, dass es ein neuer unterbezahlter Callcenter-Agent ist, der möglicherweise nicht weiß, dass sein Sprüchlein genauso schlecht ist wie seine Bezahlung, werde ich fortan alle AnruferInnen, deren Name nicht freiwillig aufleuchtet mit einem unwirschen „Ja???“ begrüßen und mich strikt weigern, den meinen zu nennen.

Falls Sie zu den Leidenden gehört haben und ich jetzt wieder online bin, möchte ich mich nachträglich und in aller Form für meine Unfreundlichkeit entschuldigen. Falls ich mich nicht öffentlich, d.h. via www entschuldige, hat der Callcenter-Agent wahrscheinlich einen Totenkopf neben meinen Auftrag gemalt. Dann öffnen Sie doch bitte Ihr Fenster – ich trommle gerade.

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