23 Dezember 2008

Weihnachten

kann kommen: Meine Wohnung ist geputzt, jeder einzelne Spalt; sogar die Bücher habe ich ausgeschüttelt und entstaubt. Und ich habe nicht wenige Bücher.
Mein gläserner, von Mutter geerbter Adventskranz ist ein wenig lädiert, weil ich mich nicht auf die vier Adventskerzen beschränkt habe. Glücklicherweise gibt es Superkleber. Trotzdem ist es weihnachtlich bei mir. Mutter hat mir nämlich außerdem einen Weihnachtsbaum geschenkt, ca. 20 cm groß, den ich heute wild mit silbernen Glöckchen und sonstigem Flitterkram behängt habe. Ich könnte mich also morgen abend bescheren, wenn ich wollte.
Will ich auch. Will gemütlich bei netter Musik und Kerzenschein sitzen, vielleicht ein wenig mit den Pflanzen sprechen, die gerade einen depressiven Eindruck machen, Spanisch lernen und haufenweise Filme gucken, die mir der Ex netterweise ausgeliehen hat. (Wenn ich "Der Ex" sage, meine ich übrigens "DEN EX".)

Heute sprach mich eine Kursteilnehmerin an: "Du hast ein Buch herausgebracht, habe ich gelesen." Ich sagte "Ja." und fühlte mich irgendwie wie immer. "Worum geht es denn?" fragte eine andere Teilnehmerin. "Um eine mörderische Borderlinerin." sagte ich und war einerseits völlig irritiert, weil ich gerade mit wildfremden Frauen über MEIN BUCH sprach und fühlte mich andererseits noch immer nicht so, wie ich mich möglicherweise fühlen sollte. Bin auch viel zu aufgeregt, weil ich das erste gedruckte Exemplar meiner Mutter zum Geburtstag schenken möchte (Und sie hat nachher, also am 24.12. Geburtstag!) und es immer noch nicht angekommen ist. Habe ihr stattdessen ein Buch über die Geschichte des SV Göttingen 05 und eines über die Anfänge der Georgia Augusta gekauft. Aber das ist ja nicht das Gleiche, auch wenn sie wahrscheinlich an Göttingen 05 mehr Spaß haben wird als an Anna K. Sollte ich ihr vielleicht sagen, dass sie nur die Widmung bzw. die Danksagung lesen soll? Nachher denkt sie noch, das wäre eine autobiographische Geschichte und gibt mich zur Adoption frei? Bitte verraten Sie ihr nicht, dass es wirklich so ist - ich habe nur den kapitalen Fehler gemacht, die Jungs leben zu lassen.

Nach meiner Wohnungsputzaktion bin ich dann ins Studio gefahren, eine knappe Stunde lang sehr schnell gelaufen, habe dann zwei Stunden Kurs gegeben (Nix Dolles: Bodyforming, was immer für vorsichtiges und schwitzfreies Hin- und Herbewegen verschiedener Gliedmaßen steht und Yoga mit eher entspannendem Charakter) und zum Abschluss meines Tages einen Taxifahrer auf das Allerheftigste irritiert: Er konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass es möglich ist, Weihnachten allein zu genießen, ohne arbeiten zu müssen, ohne Kinder, Mann oder Haustiere. Dabei habe ich ihm versichert, dass es wahrscheinlich nur wenig gibt, was schöner ist (Vielleicht ein Urlaub auf Fuerteventura, aber der ist ja gleich im Anschluss dran...), als ein paar besinnliche, stressfreie, selbstbestimmte Tage bei Kerzenlicht, selbstgewählter Musik und unzensierten Gedanken zu verbringen. Kein Aber, kein Eigentlich, nur ICH. Ein absolut einzelkindmäßiges ICH.

Ich wünsche allen MitleserInnen wunderschöne, harmonische, ruhige, besinnliche, selbstgestaltete, kreative, inspirierte, liebevolle Weihnachtstage!

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