24 Dezember 2008

Weihnachten

... ist auf einmal da. Heiligabend heißt der heutige Tag. Unlogisch eigentlich, weil Heilig-Abend und nicht Heilig-Tag.
Vor drei Tagen war Wintersonnenwende - der kürzeste Tag oder die längste Nacht, je nach Sichtweise.
Und es gibt noch eine Menge anderer "Feste" zu diesem Datum. Übrigens stammt "Datum" aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich übersetzt: "Gegeben". Falls sich jemand für Feste im Allgemeinen interessiert, hier ist die Definition von Wikipedia:

"(...) Das Fest (v. lat. festum für das Feiern vorgesehener Zeitabschnitt; hebr. Moed fest-gesetzter Zeitpunkt für die Begegnung mit Gott) ist ursprünglich ein besonderer herausgehobener, vom Alltag unterschiedener, Zeitraum. Verwandt ist Feier (v. lat. feriae, urspr. fesiae). Beide Begriffe wurzeln in fanum: das Religiöse. Während des Festes ruhen profane Tätigkeiten. Feste und Feiern gliedern die Zeit in Zyklen, Perioden und Rhythmen, womit die Menschen sich Zeit und Leben handhabbar zu machen suchen (vgl. Feiertag und Feierabend). (...)"
Dieses spezielle Fest kann auf höchst unterschiedliche Weise begangen werden. Der Taxifahrer von gestern wird auch heute taxifahren und dabei an seine Familie denken, die ohne ihn feiern muss, weil er versucht, Geld zu verdienen. Der Taxifahrer, mit dem ich heute nach Hause gefahren bin, fährt, weil er nichts Besseres vorhat und die Idee, Geld zu verdienen statt sich zu langweilen für eine gute hält, meine Mutter hat heute Geburtstag, bei meinem Cousin gibt es neuseeländischen Lammbraten.
Außerdem ist es ein guter Anlass, sich bei KundInnen und GeschäftspartnerInnen ins Gedächtnis zu rufen; auch das Tageblatt besteht zu ca. 70% aus Weihnachtsgrüßen verschiedenster Unternehmen, die wahrscheinlich eine Mörderkohle für eine unbeachtete Anzeige bezahlt haben, auf die niemand achtet, weil es soviele davon gibt. Der eine fährt völlig übermüdet nach der "Es-ist-Weihnachten-und-ich-habe-frei-Party" zu den Eltern, die andere besucht ihre Großmutter. Die Vermieterstöchter haben beim Krippenspiel mitgewirkt.
Und dann war da noch der Herr mittleren Alters im Bus, der stolz eine "Alnatura"-Tüte unter dem Arm trug, möglicherweise mit biologischen Leckereien für sich und seine Liebste, das ältere Ehepaar mit dem großen Koffer, das vielleicht auf dem Weg zur Bescherung der Enkel war und der Jugendliche mit Migrationshintergrund und schlechtsitzender Baseballkappe, der telefonierenderweise die Lage gecheckt hat.

Im Vorfeld wurde häufig per Mail oder Newsletter gewünscht, dieses Weihnachten möge aber bitte endlich einmal ein ruhiges, konsumfreies, kommunikatives sein. Daran habe ich mich gehalten: Ich habe ein paarmal mit der Leitstelle telefoniert, weil der Bus nicht kam. Und die Tatsache, dass ich jetzt an meinem Schreibtisch sitze, bei Kerzenlicht Prosecco trinke und blogge, ist ausschließlich dem Taxifahrer zu verdanken, der ohnehin nichts Besseres zu tun hatte.

Seltsam ist, dass ich das Gleiche tue wie immer, mich aber völlig anders fühle. Dabei werde ich spätestens übermorgen die Advents- und (Vor-)Weihnachtsdeko abbauen und mich auf zwei Wochen Sonne, Sport und Spanischsprechen vorbereiten. Alles wie immer. Religiös bin ich auch nicht. Und doch...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen