02 Mai 2009

Müssen Schriftsteller saufen?

Ernest Hemingway würde das bejahen. Charles Bukowsky wahrscheinlich auch. Ebenso Elke Heidenreich, die einst bemerkte, dass sie keinen "ordentlichen" Schriftsteller kenne, der nicht mindestens eine Katze auf der Tastatur und ein Glas Rotwein daneben hat.
Ein guter Freund erklärte mir kürzlich, dass meine Schreibblockade möglicherweise mit meinem mangelhaften Alkoholkonsum zu tun haben könnte. "Ein Schriftsteller muss saufen, also hör mit dem alkoholfreien Kram auf!" riet er.

Der heutige Tag ist eine Art Testlauf. Ich trinke gerade mein zweites Bier (alkoholhaltig), und weil das so ist und ich ausserdem seit einigen Wochen ein paar Kilo Übergewicht auf meinen Laufrunden herumschleppe, werde ich nichts essen, sondern bei der Zufuhr flüssiger Kalorien bleiben. Hoffe ich jedenfalls und ignoriere das leise Grummeln meines seit dem Frühstück unbefüllten Magens. Denn wie alle Narzissten und -innen dieser Welt wissen, kann der Körper nur entweder Alkohol oder Nahrung verstoffwechseln - die Kombination führt zwangsläufig zu noch mehr Übergewicht.

Ich betrinke mich also nicht aus Frust, unerwiderter Liebe, dichterischer Depression oder wider besseres Wissen, nein, ich befinde mich mitten in einem wissenschaftlichen Experiment.

Wenn mir besoffen eine Menge mehr einfällt als nüchtern (Dabei ist es völlig unerheblich, ob ich mich später daran erinnern kann, ich habe es ja aufgeschrieben. Genau hier.), muss ich meine Verhaltensweise eben wieder ändern.

Immerhin habe ich Alkohol, Zucker und Koffein ja nicht aus meiner Küche verbannt, um besser schreiben, sondern um schneller laufen zu können. Und wenn ich jetzt trinke statt zu essen, kann ich vielleicht besser schreiben und schneller laufen.

Falls ich mich für eines von beidem entscheiden müsste, hätte ich allerdings ein Problem: Da ich am besten denken kann, wenn ich laufe, unglaublich inspiriert bin, wenn ich an einem Wettkampf teilnehme und extrem unlustig bei - aus welchen Gründen auch immer - erzwungener Bewegungslosigkeit, kann ich nicht sagen, was ich denken würde, wenn ich nicht mehr liefe. Oder anders: Würde ich überhaupt noch denken können ohne Bewegung? Wann denke ich mehr? Besoffen oder schwitzend? Gibt es irgendetwas dazwischen?

Ich werde heute abend noch eine Menge schreiben, um das herauszufinden.

Falls ich das nicht tue, bin ich möglicherweise eingeschlafen.

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