30 Dezember 2010

Jahresrückblick 2010 - Alle tun es. Ich auch!

... aber rückwärts, dann klappt es mit dem Erinnern besser.

Dezember
Ist gerade, und darum kann ich mich gut erinnern.
Geschneit hat es, und kalt war es. Ist es noch. Deutschland friert fest, und ich bin froh und erleichtert, dass ich nicht zu den Weihnachtsreiselustigen gehöre, sondern es mir zuhause gemütlich machen kann.
"Mein" Dezember wurde durch die Arbeit bestimmt und meinen inneren Bären, der zwischen Winterschlaf und Fressattacken hin und her taumelte.

November
Hatte auch schon ein paar a..kalte Tage. Aber am Anfang auch sehr warme und ich kurz die Hoffnung, dass die Klimaerwärmung endlich auch in Südniedersachsen ankommt.
William und Kate geben ihr Hochzeitsdatum bekannt, und ich habe ein wenig Mitleid mit beiden und bin wiederum froh und erleichtert, dass ich nicht Königin werden muss; da hat man überhaupt kein Privatleben mehr und muss in steifen Designerklamotten dekorativ herumstehen.
Dann schon lieber in Bergstiefeln gegen den Castor-Transport demonstrieren! Meine Hochachtung haben all diese Menschen, die sich in eisiger Kälte und mit einigem Erfolg dem Wahnsinn auf Rädern entgegen geworfen haben.
Ich hatte Jetlag wegen der Umstellung auf "Normalzeit" und musste mir fassungslos beim Zunehmen zusehen.

Oktober
Was war da noch gleich?? Loki Schmidt und Paul sind gestorben (oder wie hieß die weissagende Krake noch gleich?), in Chile gab es ein Wunder, das auch bestimmt nächstes Jahr verfilmt werden wird.
Ich hatte zweimal sehr netten Besuch, habe bei Japanischen Schwertkampf die (Holz-) Klingen gekreuzt und konnte danach zwei Tage lang meine Kaffeetasse nur mit beiden Händen festhalten.

September
Kreta. Drei Wochen. Muss ich noch irgendetwas erklären? Was in der Welt um mich herum passiert ist, war mir vollkommen gleichgültig. Und wer das nicht nachvollziehen kann, schaut hier: http://kretischetraeume.blogspot.com.

August
Robbie hat geheiratet und sich mit seiner Band versöhnt, ein Herr Sarrazin hat ein viel beachtetes Buch geschrieben, dessen Inhalt mich nicht weiter interessierte, und es war streckenweise arschkalt.
Ich bin gelaufen. Trotz leichtem Übergewicht und strömendem Regen: Mein erster Volkslauf seit der Entdeckung, dass auch meine Bandscheiben nicht vorfallsfrei sind! Einen "Hasen" hatte ich auch dabei, aber der ist mir am Berg enteilt. Am Ende war ich pitschnass und durchgefroren und sehr, sehr glücklich. Und habe für 10 km das erste Mal bei einem Wettkampf länger als eine Stunde gebraucht.

Juli
Fußball gab es, die Tour de France (powered by Bayer, BASF und Ratiopharm) und die letzte Loveparade. Ich habe still vor mich hin geschwitzt und mich gefragt, seit wann ich auf Hitze genauso erschöpft reagiere wie auf Winter.

Juni
Ballack darf bei der WM nicht mitspielen, stichelt aber nach alter Bayern-Art aus dem Hintergrund, Viktoria heiratet Daniel (Süüüüß!!!), und alle versuchen, "Vuvuzela" unfallfrei auszusprechen. Einen kleinen Elefanten gab es auch.
Ich bin sehr viel Fahrrad gefahren, habe viele Stunden auf meinem Balkon in der Sonne gelegen, eine ayurvedische Rückenkur erfolgreich ausprobiert und es mir sehr gut gehen lassen.

Mai
Aschewolke, Lena, Koch.
Rückblickend fällt mir auf, dass die Natur dieses Jahr den Beweis angetreten zu sein scheint, dass alle Technik nichts gegen sie ausrichten kann. Ist irgendwie beruhigend. Da ich noch immer ohne TV bin, ist mir die Lena-Mania weitgehend durchgerutscht, und als sie gewonnen hat, war ich unterwegs. Koch ist zurückgetreten, was für Hessen nur gut sein kann, und hat einen Job in der freien Wirtschaft übernommen, was in mir einmal mehr den Verdacht schürte, dass diese Jobs noch während der Regierungszeit ausgehandelt werden. Ich denke da auch an einen Wirtschaftsminister, der im Anschluss Vorstand beim Energiekonzern werden durfte, einen Herrn Merz, der vor lauter Lobbyismus kaum noch den Überblick über seine Ämter gehabt haben durfte und einen Bundesbanker, der gar nicht verstehen konnte, warum sein gesponserter Silvesterluxus in der Öffentlichkeit schlecht ankam.
Kann mich aber gerade nicht daran erinnern, was ich gemacht habe, außer meinen Laptop ohne vorherige Datensicherung zu ertränken.


April
Geburtstag. Habe ich jedes Jahr; vielleicht zermartere ich mir deshalb gerade erfolglos mein Gehirn mit der Frage, was zum Donner ich dieses gemacht habe.
Weltweit stand der April im Zeichen von Naturkatastrophen, sowohl natürlicher Ursache (Ausbruch eines isländischen Vulkans mit unaussprechlichem Namen) als auch menschlichem Größenwahn geschuldet (Ölteppich vor Florida).
Mein "Höhepunkt" war ein MRT und die Erkenntnis, dass auch ein Fitnesstrainerinnenkörper nicht unverwundbar ist. Der zweite Höhepunkt war eine Lesung im Göttinger Botanischen Garten gemeinsam mit einer sehr kreativen und lieben Schriftstellerkollegin, richtig schönem Wetter und einer zweiten Erkenntnis. (Darüber kann ich aber nicht schreiben, weil der Betreffende sonst einen Schreck bekommt.)

März
Oscar-Verleihung, Kachelmann-Verhaftung und schnatterkalt. Der Frühling verweigerte sich standhaft, ich hatte große Mühe, meine positive Haltung bei stundenlangen Schneeläufen beizubehalten, und der interessanteste Tag fand in Kassel statt: Hinfahrt bei 20° und strahlendem Sonnenschein, dann schwarzer Himmel, Gewitter, Hagel, Rückfahrt bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Im Shirt, weil es ja vorher so warm war. Schnatter.

Februar
Meine ersten "ernsthaften" Schritte im neuen Job. Der Kampf mit meinem inneren Kritiker. Viel Schnee. Bischöfin Käßmann fährt angetüttert Auto und tritt zurück (was ein x-beliebiger Politiker garantiert nicht getan hätte), Tiger Woods macht eine Antisexsuchttherapie, und ich meinen ersten Lauf über 25 km. Nachdem ich mir ausgerechnet habe, dass ich in diesem Zustand noch 17,195 weitere Kilometer für den Kassel-Marathon laufen muss, wird mir angst und bange und mein völlig erschöpfter Körper noch schwerer.

Januar
Neuer Job, neue Menschen, sehr, sehr viel Schnee. Erdbeben in Haiti. Warum eigentlich sind 90% der Nachrichten nicht nur im Jahresrückblick schlechte? Warum wird nicht über gerettete Kinder, frischgeschlüpfte Straußenküken oder erfolgreiche Protestbewegungen berichtet?
Mir ist es gelungen, erfolgreich vier Kilogramm zuzunehmen, weil mich der neue Tagesrhythmus so erschöpft hat, dass ich meine Trainingstasche zwar jeden Tag mit zur Arbeit durfte, aber meist von mir unbenutzt wieder zurück nach Hause transportiert wurde. Und dann war da noch das Süßigkeitenglas auf dem Schreibtisch der Kollegin. Örk...

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