01 November 2011

Kinderkram

Aus gegebenem Anlass und weil sich viele Nachrichten der letzten Tage genauso anfühlen, möchte ich heute ein paar Fragen ins www werfen:

  • Was ist der Unterschied zwischen Mindestlohn und Lohnuntergrenze?
Ich hätte ja eine Theorie dazu - wollen Sie sie hören? Nicht? Egal. Also: Der Mindestlohn wurde ja bekanntlich im Koalitionsvertrag von 2009 ausgeschlossen. Jetzt ist aber die SPD in den Umfragen vorn, die FDP rangiert irgendwo weit hinter Grünen und Piratenpartei und einen klitzekleinen Schritt vor der NPD. Deswegen ist eigentlich egal, was in diesem vermaledeiten Koalitionsvertrag steht; Hauptsache, man ist diesen jungschen Dauergrinser endlich los und hat gezeigt, dass man den Zeitgeist verstanden hat.
Deswegen soll es jetzt dann aber auch wirklich bald eine Lohnuntergrenze geben. Für manche.
Erwartungsgemäß möhren jetzt alle Arbeitgeber und diese Randgruppe namens FDP. Aber die Gewerkschaften und das Wahlvolk freuen sich. Alles wird gut. Spätestens nach der nächsten Wahl.

  • Wie kann man sich um 55 Milliarden Euro verrechnen?
Ich habe in der Schule schon eine "6" bekommen, weil ich nicht Schwanzrechnen konnte, die Mengenlehre verweigert habe und mir der doofe Mathelehrer keine sinnvolle Erklärung für die Existenzberechtigung von statistischer Sockenberechnung liefern konnte.
Auf der Uni musste ich die Klausur für den FiBu-1-Schein zweimal schreiben, weil ich mich um ein paar Pfennige (mein Studium ist schon eine Weile her) vertan hatte.
Angesichts solcher Konsequenzen für verständliche Rechenfehler müssten die Verantwortlichen der sog. "Bad Bank" doch eigentich erschossen werden. Oder zu lebenslänglichem Geldscheinzählen verurteilt.
Glücklicherweise versichert ja unser Finanzminister, dass er das alles nicht wusste. Das tut er selbst für einen Menschen, der unter der geplanten Lohnuntergrenze verdient, weil er den Hauptschulabschluss nicht geschafft hat, auf höchst unglaubwürdige Weise. Aber wir haben ihn (vielleicht nicht direkt) gewählt, und deshalb wird er wohl recht haben.
Und wenn nicht, haben wir es nicht besser verdient.

  • Und dann wäre da noch das griechische Referendum.

Ich persönlich halte es für absolut legitim, das Wahlvolk an Entscheidungen zu beteiligen, die es in die Armut treiben werden. Wahrscheinlich ist das nicht der Grund, sondern irgendeine Form von Beleidigtsein, weil es wegen dieser albernen Kürzungen und Sparbemühungen Proteste gibt. Die ihren Ursprung möglicherweise darin haben könnten, dass diejenigen zahlen sollen, die erstens nichts haben und zweitens nicht für das Drama verantwortlich sind.
Aber... Ist es nichts faszinierend, dass sämtliche Finanzmärkte angesichts eines geplanten Volksentscheids zusammenbrechen? Trauen die Finanzmärkte dem Volk so wenig Wissen zu, oder sollte das die Angst vor Entlarvung sein?

Fragen über Fragen, die mir wahrscheinlich niemand beantworten wird.

Und auch sonst niemandem.

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