Vor gar nicht so langer Zeit antwortete mir mein bester Freund auf eine meiner häufigen Bemerkungen angesichts von Sprachlosigkeit oder gar Unhöflichkeit mancher Mitmenschen: "Liebe Guapa, ich gehe davon aus, dass wir zu einer aussterbenden Art gehören." Er könnte recht haben.
Anlass meiner damaligen Klage war ein junger Mann (verdammt nochmal - habe ich das gerade geschrieben? Ich, die ich doch noch immer gefühlte 33 Lenze zähle??), der sich in der Saunaumkleide wortlos an mir vorbeidrängelte. Ich fand - und finde - es unrational, sich in solchen Situationen nicht durch ein "Entschuldigung, darf ich mal durch?" bemerkbar zu machen. Erstens geht es schneller, weil der oder die im Weg Stehende dann schneller reagieren kann, zweitens ist es schlichtweg eine Frage elementarer Höflichkeitsregeln. Finde ich. Aber ich gehöre ja zu einer aussterbenden Art.
Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich so gern im Wald hinter dem Seniorenheim spazieren gehe: Wenn ich da jemanden grüße, bekomme ich Antwort. Das finde ich schön. Es gibt mir das Gefühl, eben doch nicht allein auf dieser Welt zu sein.
Doch nun zu den Nashörnern. Es gibt ein sehr interessantes Theaterstück von Eugène Ionesco, "Les Rhinocéros". Es erzählt davon, wie sich nach und nach alle Menschen um den Erzähler herum in Nashörner verwandeln. Die Erzählung, nach der das Stück entstanden ist, ist relativ kurz, aber sehr beeindruckend. Ionesco hat das Stück 1957 geschrieben. In der Schule haben wir es als Parabel für das Entstehen einer totalitären Gesellschaft interpretiert. Heute frage ich mich, ob sich an ihm auch jemand vorbei gedrängelt hat, ohne den Mund aufzumachen, er deswegen einfach furchtbar angepisst war und das Gefühl hatte, niemand außer ihm sei mehr höflich und freundlich.
Anlass für mein heutiges Genöhle ist der gestrige Saunabesuch. Ich befinde mich gerade in Damp an der Ostsee, um mich ausgiebigst zu erholen. Meine geschätzten LeserInnen wissen, dass ich eine begeisterte Saunagängerin bin; für Damp habe ich mich neben dem opulenten Frühstücksbuffet und der Ostsee wegen der großartigen Saunalandschaft (mit Blick aufs Meer!) entschieden.
Gestern also saß ich mit sechs Nashörnern in der Klabautermann-Sauna: Draußen Nebel und Sturm, drinnen Dämmerlicht, kuschelige Wärme - und Nashörner.
Für den Fall, dass ich den Zusammenhang zwischen meinem Ruhebedürfnis beim Saunagang und den drei Paaren, die es wichtig fanden, ihre mitschwitzende Umgebung über das, was sie gerade so bewegt, zu informieren, nicht deutlich geworden ist: Ich hasse Gequatsche in der Sauna! Es interessiert mich nicht, ob die Enkelchen sitzen, stehen oder "Mama, Papa, Ball" sagen können! Es ist mir piepegal, dass in Wanne-Eickel vorgestern der Bus nicht gekommen ist! Und ich bin der Überzeugung, dass es doch einigermaßen problemlos möglich sein sollte, für zehn Minuten die Klappe zu halten.
Übrigens hat bei Ionesco niemand außer dem Erzähler gemerkt, dass die Sache mit den Nashörnern passierte. Die Nashörner auch nicht.
Anlass meiner damaligen Klage war ein junger Mann (verdammt nochmal - habe ich das gerade geschrieben? Ich, die ich doch noch immer gefühlte 33 Lenze zähle??), der sich in der Saunaumkleide wortlos an mir vorbeidrängelte. Ich fand - und finde - es unrational, sich in solchen Situationen nicht durch ein "Entschuldigung, darf ich mal durch?" bemerkbar zu machen. Erstens geht es schneller, weil der oder die im Weg Stehende dann schneller reagieren kann, zweitens ist es schlichtweg eine Frage elementarer Höflichkeitsregeln. Finde ich. Aber ich gehöre ja zu einer aussterbenden Art.
Vielleicht ist das einer der Gründe, warum ich so gern im Wald hinter dem Seniorenheim spazieren gehe: Wenn ich da jemanden grüße, bekomme ich Antwort. Das finde ich schön. Es gibt mir das Gefühl, eben doch nicht allein auf dieser Welt zu sein.
Doch nun zu den Nashörnern. Es gibt ein sehr interessantes Theaterstück von Eugène Ionesco, "Les Rhinocéros". Es erzählt davon, wie sich nach und nach alle Menschen um den Erzähler herum in Nashörner verwandeln. Die Erzählung, nach der das Stück entstanden ist, ist relativ kurz, aber sehr beeindruckend. Ionesco hat das Stück 1957 geschrieben. In der Schule haben wir es als Parabel für das Entstehen einer totalitären Gesellschaft interpretiert. Heute frage ich mich, ob sich an ihm auch jemand vorbei gedrängelt hat, ohne den Mund aufzumachen, er deswegen einfach furchtbar angepisst war und das Gefühl hatte, niemand außer ihm sei mehr höflich und freundlich.
Anlass für mein heutiges Genöhle ist der gestrige Saunabesuch. Ich befinde mich gerade in Damp an der Ostsee, um mich ausgiebigst zu erholen. Meine geschätzten LeserInnen wissen, dass ich eine begeisterte Saunagängerin bin; für Damp habe ich mich neben dem opulenten Frühstücksbuffet und der Ostsee wegen der großartigen Saunalandschaft (mit Blick aufs Meer!) entschieden.
Gestern also saß ich mit sechs Nashörnern in der Klabautermann-Sauna: Draußen Nebel und Sturm, drinnen Dämmerlicht, kuschelige Wärme - und Nashörner.
Für den Fall, dass ich den Zusammenhang zwischen meinem Ruhebedürfnis beim Saunagang und den drei Paaren, die es wichtig fanden, ihre mitschwitzende Umgebung über das, was sie gerade so bewegt, zu informieren, nicht deutlich geworden ist: Ich hasse Gequatsche in der Sauna! Es interessiert mich nicht, ob die Enkelchen sitzen, stehen oder "Mama, Papa, Ball" sagen können! Es ist mir piepegal, dass in Wanne-Eickel vorgestern der Bus nicht gekommen ist! Und ich bin der Überzeugung, dass es doch einigermaßen problemlos möglich sein sollte, für zehn Minuten die Klappe zu halten.
Übrigens hat bei Ionesco niemand außer dem Erzähler gemerkt, dass die Sache mit den Nashörnern passierte. Die Nashörner auch nicht.
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