22 Juni 2012

"Den Rest des Lebens mit Sinn füllen...

... statt den Sinn des Lebens mit Rest." sagte einst Raimund Harmstorf, bevor er sich angesichts der unheilbaren und unabwendbaren Parkinsonschen Krankheit tötete. Ich sehe ihn noch immer als Seewolf, den Zigarillo im Mundwinkel. Aber ich sehe nicht Szene, in der er die rohe Kartoffel zerquetscht. Ich sehe ihn, dem Tod durch Verdursten nahe, aber noch lange nicht besiegt. Ist der gleiche Film. 

Meine etwas über 80-jährige Nachbarin hat gestern früh ihren vor vielen Jahren verstorbenen Mann im Garten liegen sehen und um Hilfe gebeten. Die Polizei hat sie auch angerufen. Die werden nicht mehr so schnell kommen. Sie wissen jetzt, dass sie "tüddelig" ist und es sehr wahrscheinlich keine Leichen in ihrem gepflegten Garten geben wird.

Was ist besser? Frühzeitig genug zu gehen, die Bühne zu verlassen, solange man noch gefeiert wird? Oder alles auskosten bis zum letzten Tropfen, die "Komische Alte" geben oder den Jopi Heesters?

Wohin gehen, wenn man niemals ein Raimund Harmstorf oder ein Jopi Heesters war? Wohin gehen die "ganz normalen" Menschen? Wie gehen sie um mit Parkinson, Alzheimer, Verfall? Wo suchen sie ihre toten Angehörigen? 

Wie finden sie den Sinn im Rest?

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