11 Juli 2016

Was Kirchgang und Raserei mit einander zu tun haben

Auf den ersten Blick sollte man ja meinen, dass nach dem Besuch des Gottesdienstes die Menschen beseelt, friedlich und ruhig ihrem weiteren Tagewerk nachgehen. Das mag für den einen oder die andere auch gelten; nach meinen Beobachtungen trifft es nicht zu auf die Christen, die sich mit dem Auto auf den Weg zu ihrem Gott machen.

Ja, es scheint, als sei das christliche Verhalten ganz und gar auf den geschützten Raum der Kirche beschränkt. Noch bevor diese betreten wird, um sich dort ins Gebet zu versenken, sorgt der autofahrende Kirchgänger dafür, dass im Umkreis von mehreren hundert Metern um das Gotteshaus herum kein Parkplatz, kein Bürgersteig, kein Radweg und kaum eine Privateinfahrt mehr frei bleibt.

Dann ist er weg, in der Regel Sonntags von 10:00 Uhr bis 11:00 Uhr; manche religiösen Splittergruppen mögen andere Zeiten haben - sehen Sie mir meine mangelhafte Recherche bitte nach! 

Nichtgottesdienstbesucher sollten in der Zeit unmittelbar danach die umliegenden Straßen meiden oder sich sicherheitshalber auf einen Baum zurückziehen, bis der bußfertige Christ seinen Heimweg angetreten hat. Sie treffen hier verstärkt auf die Spezies "NIMBY" (not in my back yard) und werden ein ähnliches Verhalten erleben wie das der rasenden Eltern in der Nähe von Grundschulen, sobald die eigene Brut sicher im Klassenraum angekommen ist. Der Nordhesse würde es ungefähr sagen: Russ usse Körche, rinn inne Karre -  un wech!

Ich kann mir das von mir sehr häufig beobachtete Phänomen nur so erklären: Die sind so erleuchtet, dass sie sich nicht vorstellen können, Gott hätte möglicherweise anderes zu tun, als unschuldige Fußgänger und Jogger vor dem Tod durch Überfahrenwerden zu bewahren.

Ich jedenfalls habe nach der gestrigen Nahtoderfahrung in der Nähe der neuapostolischen Kirche beschlossen, mich zukünftig an späteren Sonntagvormittagen bis zum Beginn des Tatorts zuhause zu verbarrikadieren.

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