10 September 2016

Wenn es Dir egal ist, was Du sagst, musst Du auch nicht verstanden werden!

Wir alle kennen dieses Phänomen: Da erklärt man sich den Wolf, versucht, mit den unterschiedlichsten Bildern, Satzbauten und grammatikalischen Innovationen zu arbeiten, und das Gesicht des Gegenübers zeigt nur eine Regung: Nje rosummisch. Das ist lautsprachliches Polnisch und bedeutet "Nix verstanden."
Ich bin eigentlich (das Unwort "eigentlich" benutze ich in diesem Zusammenhang sehr bewusst) eine Expertin für zwischenmenschliche Kommunikation. Ich weiß, dass der Inhalt einer Aussage nur ca. 7% für den Empfänger ausmacht und der Rest aus Körpersprache, Mimik, Stimmlage und den jeweils vorhandenen Wahrnehmungsfiltern, durch die der Empfänger das Gehörte jagt, besteht. 
Kurz gesagt: Ich kann das ganze Gelabere lassen. Frei nach Dieter Nuhr: "Einfach mal Fresse halten!" und die durch Nichterklärenmüssen freigewordene Energie auf etwas Sinnvolles verwenden. Den Gehweg fegen. Eicheln sammeln. Luftblasen schießen. Lustige Tweets lesen. 

Aber obwohl ich eigentlich die große Kommunikationsüberläuferin sein sollte (ich habe da echt viel drüber gelesen...), versuche ich es immer wieder. Ich erzähle Witze, deren Pointe ich erklären muss, bin resonanzlos ironisch, scharfsinnige Bemerkungen meinerseits verpuffen im verbalen Nirwana, und wenn ich der besseren Verständlichkeit wegen ein deutsches Wort benutze (z.B. "Kaffee zum Wegschleppen"), höre ich nur "Hä??? Meinst Du Coffee Togo?" (Die falsche Schreibweise ist von mir beabsichtigt und verfolgt einen Zweck, den ich aber gar nicht erst zu erklären versuche.)

Das ist zutiefst deprimierend, und ich fasse jeden Tag aufs Neue den Vorsatz, heute aber wirklich mal konsequent die Klappe zu halten. Das klappt solange, wie ich allein bin. Sobald ein Protagonist (zumeist der beste Ehemann von allen) auftaucht, ist es vorbei mit den guten Vorsätzen, und ich ertappe mich bei einem schwer zu deutenden: "Guten Morgen, Liebster!" 

Morgen versuche ich es wieder. Ich werde früh aufstehen, mich zu unserer Eiche im Garten gesellen und sie vollquatschen. Damit sollte mein Mitteilungsbedürfnis für einige Stunden gestillt sein. Dann werde mir einfach auf die Brust trommeln (naja, vielleicht lieber auf den Bauch; das tut nicht so weh) und grunzen. Mal gucken, ob ich verstanden werde.

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