Bei meinen Spaziergängen und Laufrunden treffe ich immer mal wieder auf einen Herrn mittleren Alters, der mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir haben uns stets freundlich gegrüßt, ab und zu sogar einen kleinen Witz gemacht ("Beim nächsten Mal geben Sie aber einen aus!"), ohne länger miteinander zu plaudern.
Ich erfuhr durch zuverlässige Quellen, dass er das mütterliche Geschäft verkauft habe und jetzt vom Durchgebrachten lebe.
Eines Tages jedoch, der Mais stand in voller Pracht und verdeckte den Blick auf alles andere, traf ich ihn urinierend am Wegesrand an. Er hatte es nicht für nötig gehalten, ein paar Schritte ins Maisfeld hinein zu machen, sondern hielt für alle Vorbeigehenden sichtbar sein Geschlechtsteil in die frische Luft. In Gegenden mit vorwiegend überängstlichen Müttern wäre das glatt als Exhibitionismus ausgelegt und entsprechend angezeigt worden.
Ich überlegte kurz. Grüßen mochte ich in dieser Situation nicht. Und vielleicht war es ja tatsächlich weniger Notdurft als Exhibitionismus. Ich beschloss, den Mann zu ignorieren und lief weiter, allerdings nicht, ohne vorher meinen iPod ausgeschaltet und mich auf Selbstverteidigung eingestellt zu haben.
Er kam nicht hinter mir her. Aber es ist etwas zerstört worden durch diese Pinkelei; die Unbeschwertheit unserer Begegnungen ist dahin. Er ist für mich jetzt nur noch ein weiteres potentiell gefährliches Subjekt, dem es notfalls zwischen die großen Zehen zu treten gilt. Schade. Vielleicht ist er ja ein netter Mensch, dessen Ruf nur ein paar Sekunden der Faulheit zerstört haben.
Darum, liebe Leser: Wenn Sie mal müssen und Sie haben die Möglichkeit, das ungesehen zu tun - nutzen Sie die Gelegenheit! Sie wissen nicht, wer gerade vorbeikommt und Sie fortan unangenehm finden wird.
Nicht so: Sondern so:
Oder für ein paar Minuten so:
Für Frauen gilt das in dieser Form nicht. Die verstecken sich ja sowieso immer.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen